Closer Kaiserstrasse Bregenz

Bäckerei Kloser Bregenz

6900 Bregenz, AT

Gewerbe

2008

direkter Auftrag

Fotocredits: Bruno Klomfar, Büro D\M

      • Kloser’s Closer, ein Schmankerl, ein Bonmot, eine Stadterfindung von Kloser’s Bäckerei. Die Ausweitung der Kaiserstrasse als städtisches Wohnzimmer für jugendliche und jung gebliebene Stadtneurotiker und Urbanauten, geplant vom bewährten Architektenduo Dorner\Matt, eröffnet eine neue Zeitrechnung in der Geschichte des Bregenzer Detailhandels. In kuscheliger urbaner Gemütlichkeit wird der „Kraftdesgeniessens (?)“ von Imbissprodukten gefrönt und für einige Momente des Zergehenlassens fühlt man sich kurz als Städter …

        Kloser’s Closer, ein Wohnzimmer in der Stadt.

        Mitten in Bregenz an der Kaiserstrasse, ist ein Stück Stadt entstanden. Da wo sich andere Ladenbesitzer noch um adäquate Schaufensterauslagen bemühen hat ein Innovativer Unternehmer (Ökonom und Bäckermeister) mit zwei Architekten über das Verhältnis von Konsum und Stadt nachgedacht!
        Die Verwertung von Lebensmitteln im öffentlichen Raum ist kein neues Thema aber eines das durch unsere Lebenskultur enttabuisiert worden is(s)t. Biergärten und Straßenfeste laden im Sommerhalbjahr dazu ein. Unsere Kultur und unsere Erziehung vermitteln die Nahrungsaufnahme als etwas Sakrales. Man isst bei Tisch! Man isst in aufrechter Sitzposition mit durchgestecktem Rücken, man isst mit geschlossenem Mund, man schlürft nicht beim Trinken etc. Kloser’s Closer greift die Enttabuisierung bestimmter Essensrituale auf und verwendet sie als ein neues Bild. Durch weniger bautechnische und architektonische Maßnahmen, zum Beispiel die nicht sichtbaren Trennungen im Lokal und die Verwendung von öffentlichem Raum, sowie einer an einen bewohnten Salon, eine Empirewohnung, erinnernde Möblierung entsteht eine spürbare und verbindliche Unverbindlichkeit. Diese Unverbindlichkeit, ein Arrangement der Elemente und ihres Behältnisses, lässt den essenden Besucher den öffentlichen Raum als erweitertes Wohnzimmer erleben. Jeder kann, darf und soll sich auf den ausladenden Sofas wohlfühlen. Er soll im wahrsten Sinne des Wortes rumlümmeln können wie es ihm beliebt und stehend, essend oder liegend die angebotenen Lebensmittel und Getränke konsumieren.

        Kloser’s Closer ist deshalb in Bregenz einzigartig, weil die Stadt als Stadt wohl vorhanden ist, die Stadt aber von der Marke Bregenzer Festspiele überschattet wird. Die bauliche Struktur der Kaiserstrasse ist klein gehalten. Kloser’s Closer macht aus diesem Umstand eine Tugend und erweitert das Geschäftslokal durch die Nutzung des Öffentlichen Raumes. Somit wird die Kaiserstrasse zum Wohnzimmer. Die Schaufenster der umgebenden Geschäftslokale werden zu seinen Wohnzimmerwänden. Die Wahrnehmung ist sympathisch weggelenkt vom akkurat eingedrehten Schraubenköpfen hin zu dem Thema „Architektur ist Hintergrund“, Adolf Loos und Hermann Czech lassen grüssen.

        (Text: Heinz Schöttli)

      • Die neueste Kreation der Bäckerei Kloser ist kein backtechnischer Leckerbissen, sondern eine intelligente, zeitgemäße Inszenierung von Kundenfreundlichkeit, Standortqualität, Stadtentwicklung und Architektur. Zwei Zielgruppen werden dicht nebeneinander bedient. Im Closer der Vorbeigänger, mit dem kleinen Hunger oder Durst, der sich einen Snack kauft; im Cafe Kloser der Brot- und Topfentascherl-Käufer, bei dem sich eventuell noch ein Kaffee ausgeht.

        Closer wird zu einer Ausbuchtung, einem städtischen Wohnzimmer der Fußgängerzone Kaiserstraße. Auf einen Snack lässt man sich in kuscheligen, weit ausladenden Sofalandschaften oder in der Stadtnische ein. Die Übersetzung des Kronleuchters lässt jeden Zweifel darüber verschwinden, dass es sich um einen bewohnten Salon handelt. Durch vollständige Öffnung verläuft Lokal mit Stadtraum nahtlos ineinander und zieht den Fußgänger selbstverständlich an.

        Durchlässigkeit zwischen Kaiserstraße und Leutbühel wird in Bäckerei/Cafe nicht nur optisch ermöglicht. Der Häuserblock wird gequert und die Einkäufe sind erledigt. Das in Weiß und eher abstrakt gehaltene Cafe steht zu seinem Design. Die Lampen geben die Freiheit der Improvisation, des sich nicht festlegen, und gleich wieder weiter zu können. Geerdet wird mit der handfesten Theke, wo es alles gibt, was gut und knusprig-frisch ist.

        (Text: Martina Pfeifer-Steiner)