Anton Bruckner Privatuniversität Linz
Landes-Immobilien GmbH, Amt der OÖ. Landesregierung Abteilung Gebäude- und Beschaffungs-Management
4040 Linz, AT
Bildung
2008
offener Wettbewerb
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Die äusssere Struktur - Das Haus im Garten
Die neue Anton Bruckner Privatuniversität bettet sich in die bestehenden naturräumlichen ”settings”, einer vorhandenen Ebene, umgeben von dichten BaugruPpen übergangslos ein. Über diese Ebene ist der praktische Wirkraum für der Universität gegeben. Drei in Ost West Richtung liegenden Gebäudetrakte - unterschiedlichsten Charakters und Inhalts - werden zu einer Struktur zusammengeführt, die sich behutsam dem umgebenden Grünraum nähert. Die beiden in weissem Beton gehaltenen äusseren Arme umschliessen den mittleren Teil, dessen feine Tektonik aus vertikalen Holzelementen und schwarzen Fugen mit den Bäumen der unmittelbaren Nachbarschaft kokettiert. Der südliche, äussere Trakt weicht sanft zurück, markiert den Eingang und gibt den Blick frei auf den grossen Konzertsaal. Hier öffnet sich das Haus zur Haltestelle der Pöstlingbergbahn und zur Hohen - bzw Hagenstrasse und lässt von Süden den durchgrünten Park ins Innere des Gebäudes drängen. Die beiden äusseren Trakte in Ost West Richtung werden von den bestehenden, hochstämmigen Bäumen begleitet und münden an der Hangkante des ebenen Geländes in einer markanten Silhouette, die sich zum Donauraum hin präsentiert.
Die innere Struktur - Sehen, aber nicht hören
Drei grosse, bis ins Untergeschoss reichende Atrien durchbrechen die H - förmigen Erschliess-ungszonen des Gebäudes und umhüllen die innere Sequenz der öffentlichen und halböffentliche Säle und Unterichtsräume des mittleren Trakts. Der über drei Geschosse aufsteigenden Wand des grossen Saals im Foyer liegen die kleineren Säle (grosser und kleiner Kammermusiksaal, Schauspiel und Tanz) über die Geschosse verteilt gegenüber. Beim Bewegen und Queren durch das Gebäude, vorbei an den Atrien und Unterichtsräumen lässt sich nahezu von jedem Punkt ein Blick auf das Gegenüber oder Darunter erhaschen. Licht und Sonne drängeln sich neben den Studenten auf den inneren Wegen. In der Tiefe dieser Atrien, dem Sockelgeschoss liegt einer Patio gleich die Bibliothek. Während in den beiden äusseren Hüften die kleineren Unterrichtsräume untergebracht sind, konzentrieren sich im mittleren Teil die grösseren, wie die Tanzsäle, die Bewegungsräume, die Proberäume der Schauspieler, die Ensembleräume etc. Die ”Lautstärke” nimmt vom 2. Obergeschoss zum Untergeschoss (Sockelgeschoss) hin zu. In den beiden Obergeschossen befinden sich im Wesentlichen die elementare Musikpädagogik, der Schauspieluntericht und die theoretische Ausbildung sowie die Verwaltung. Die Saiteninstrumente und Holzbläser säumen die Wege des 1.Obergeschosses und des Erdgeschosses. Der Unterricht der Tasteninstrumente erfolgt im Sockelgeschoss - Blech- und Schlagwerk sowie der Jazzkeller liegen dem gegenüber. Das Sockelgeschoss bindet mit dem Tonstudio direkt an die Hagenstrasse an.
Der Mikrokosmos - Der veränderbare - der angepasste Raum
Die grossen Holzflächen entlang der Atrien wirken wie grosse Absorber und verleihen diesen Räumen eine angenehme Gestimmtheit. Ähnlich wird bei den Unterrichtsräumen, entsprechend ihrer Nutzung vorgegangen. Jeder Raum verfügt über ”innere akustische Läden”. So kann der Blick ins Freie und ins Atrium zugleich offen sein und/oder umgekehrt. Bei hohen akustischen Anforderungen kann ein nahezu autistischer Raum erzeugt werden, dem ein heller Unterichtsraum mit geöffneten Läden gegenübersteht.
Der grosse Saal - Eine Frage der Reichweite
Bei einem Konzertmusiksaal ist die "Reichweite” eines technisch nicht verstärkten Instruments, das auch in den hinteren Reihen klar gehört werden muss, entscheidend.
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Die Proportion des Saales erscheint uns wichtiger als das technische Finish mit Materialien, obwohl diese entscheidend mithelfen, aber eben nur helfen können. Der neue grosse Saal der Anton Bruckner Privatuniversität ist deshalb als klassischer Doppelwürfel konzepiert, der sich an den Proportionen der grossen Konzertsäle des Europa im 19. Jahrhundert orientiert. Dem Wunsch einer angemessenen Steigung der Bestuhlung wurde Rechnung getragen.
Die Freiräume - Die Universität wird über den Park erschlossen
Die Anton Bruckner Privatuniversität liegt im Landschaftsgarten. Das Gebäude steht auf einer ebenen, vom Naturraum gegebenen Fläche, die vom Garten abgesetzt ist. Über sie ist die praktische Erschließung und der Wirkungsraum für die Universität beschrieben. Sie bietet auch die gebäude-bezogenen Funktionen an: Sammelplatz, Veranstaltung im Freien, Caféterrasse mit Blick zum Waldrand im Süden. Im Park schließt eine zweimahdige Wiese mit unterpflanzten Baumgruppen an, die in die verdichtete Zone des bestehenden Waldes übergeht. Die Universität wird über den Park erreicht. Der Park wird dezent inszeniert: Blickführung, Offenheit und Dichte sind entsprechend den Regeln des Landschaftsgartens eingesetzt. Der mit Glorit befestigte Weg von der Haltestelle über den Park wird von Rasenstreifen begleitet und führt durch die Wiese direkt auf das Eingangsniveau. Blickverbindung vom Eintritt in den Park zum Eingang ist gegeben, die Wegführung ist verschwenkt. Bei einer weiteren Baumgruppe schließt die Wegeschleife an, die durch den Waldteil führt. Der Platz am Gebäude ist gleichmäßig gekörnt mit einem harzgebundenen Rundkiesbelag versehen.
Das energetische Konzept
Winter: Die Wärmeerzeugung soll sowohl über Wasser-Wasser Wärmepumpen bei Grundwassernutzung, ansonsten über Sole-Wasser-Sonden erfolgen, falls eine Grundwassernutzung nicht möglich ist. Unterstützt wird diese betriebskostengünstige Wärmeerzeugung über eine thermische Solaranlage mit ca. 200 m2 Kollektorfläche zur Warmwasserbereitung bei ca. 20% Heizungsunterstützung. Diese sind an einen Energiepufferspeicher für Heizung und Warmwasser von ca. 10 m3 Speichervolumen angeschlossen. Es wird eine kontrollierte Be- und Entlüftung im gesamten Gebäude vorgesehen. Die Lüftungsanlage wird aus Kostengründen nur für den hygienischen Luftwechsel dimensioniert und übernimmt keine Heizfunktion. Die Wärme wird über Fußbodenheizungsflächen im Niedertemperatursystem verteilt. Dabei schlagen wir eine Einzel- raumregelung vor. Sommer: Kostengünstige Kälteenergie kann unter Umgehung der Wärmepumpe direkt aus Grundwasser oder Sonden bezogen werden („direct cooling“). Die Kälteverteilung erfolgt platz- und kostensparend über die Fußböden (selbes System wie Heizung). Das Nachtkühlungskonzept erlaubt eine freie Belüftung über automatisierte, motorische Fenster in der Fassade und in den Atrien. Dies entlastet die Lüftungsanlage und wirkt der Überhitzung im Sommer effektiv entgegen. Besonderheiten: Bei konsequenter Anwendung der oben beschriebenen Systeme und über ein optimiertes Tageslichtkonzept und tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerung kann der Primärenergiebedarf für Heizen, Kühlen, Lüften, Beleuchtung, Hilfsantriebe bis unter 90kWh/m2a (Anforderung Passivhaus = <120kWh/m2a) gesenkt werden. Eine große Fotovoltaikanlage hilft bei der weiteren Abdeckung des Endenergiebedarfs. Dadurch könnte im Projektverlauf sogar das Ziel eines Nullemissionsgebäudeserreicht werden.