Kinder- und Bildungscampus Bludesch

Gemeinde Bludesch

6719 Bludesch, AT

Bildung

2016

3. Preis geladener Wettbewerb

      • "Wie kann es sein, dass ich, der ich bin, bevor ich wurde, nicht war, und dass einmal ich, der ich bin, nicht mehr der ich bin, sein werde?"

        Ortsräumlich bildet der Campus im städtebaulichen Umfeld wie auch im dorfräumlichen Ambiente einen baulichen Archipel. Gekennzeichnet ist diese lose Kette aus Bildungs- und Freizeiteinrichtungen von Durchlässigkeit, Übersichtlichkeit und letztlich Weitläufigkeit. Diesen Grundprinzipien folgt auch der Kinder- und Bildungscampus Bludesch. Der neue zentrale Campusring ist hier ein Rundweg der alle Gebäude und Freiflächen tangiert und miteinander verbindet.

         Zweimal öffnet sich die Schulgasse zu den ”Kiss and Ride” Vorplätzen - Orte um Schüler und Kinder geschützt zu verabschieden oder wieder abzuholen. Dabei wird der Haupteingang der Schule in den jetzigen Pausenhof verlegt. Weiter östlich befindet sich der zweite dieser zwischenöffentlichen Räume mit dem Zugang zum Kindergarten und der Kinderbetreuung ebenso wie zum externen Zugang zur Bibliothek, die gut integriert im heute ungenutzten Innenhof der Schulanlage Platz findet.

        Entlang der nördlichen Freiflächen der Schule verbindet ein kurzer Weg ebenerdig den Klassentrakt mit dem Bestandsgebäude des Kindergartens. Während das Obergeschoss mit den Wohnungen in seinen Funktionen unberührt bleibt erfährt das Erdgeschoss eine Neuorganisation. Dabei werden zwei Gruppenräume - räumlich nahe zur Schule - der Schülerbetreuung zugeordnet und einer der Mutter-Kind Beratung mit direktem Bezug zum neuen Haus der Kinder.

        An dieser durchlässigen östlichen Schnittstelle des Bestandsgebäudes befindet sich mit guter Sichtbeziehung zu den Freiflächen und dem Zugang von der Schulgasse der Eingang zum neuen Haus der Kinder.

        Über die Zentralgarderobe mit eigenem Ausgang ins Freie erreichen die Kinder das Herz des Hauses – den Dorfplatz – eine übersichtliche, kommunikative Mitte um die die sich über zwei Geschosse sieben Gruppenräume förmlich nach oben schrauben. Jedem Gruppenraum ist ein Ausweich-, Schlaf-, Spiel- oder eben mehrfach nutzbarer Raum zugeordnet. Es ist die Idee der Ambiguität der Räume überhaupt – die Räume sollen entsprechend den Erfahrungen und Vorlieben der Pädagoginnen und Kinder genutzt und ”erobert”, eine vermeintlich eindeutige altersbezogene Zuordnung soll vermieden werden. Die räumliche Vernetzheit bleibt aber nicht zweidimensional. Jeder Gruppenraum im Erdgeschoss besitzt einen zweigeschossigen Luftraum.

      • Dieser verbindet sich nicht nur sichtbar zum darüber liegenden Gruppenraum oder zur zentralen Halle, er generiert auch räumliche Erfahrungen und schafft Möglichkeiten sich die dritte Dimension – sei es auch durch ein Spielhaus oder ähnlichem – anzueignen. Die aufgehenden, schützenden Dächer in den Ecken der oberen Gruppenräume folgen den selben Zielen und bieten ein weiteres differenziertes räumliches Erlebnis an.

        Vom Dorfplatz aus erreicht man auch unmittelbar den Bewegungsraum im Untergeschoss, der mit den Nutzungen im Bestandsgebäude (Musikprobe, Sitzungs- und Kursraum) verbunden ist. All diese Räume lassen sich auch über das bestehende Stiegenhaus im Bestandsgebäude erschließen.

        Während das vorhandene Kindergartengebäude umgenutzt und energetisch saniert wird entsteht mit dem neuen Haus der Kinder nicht nur ein zeitgemäßes Gebäude, das den Anforderungen des Kommunalgebäudeausweises entspricht, sondern vor allem auch in pädagogischer Sicht dem Ziel der altersübergreifenden Inklusion verpflichtet ist.Räumliche Vielfalt, räumliche Porosität als auch die Materialisierung bevorzugt in Weißtanne sollen eine wohnliche und alltagstaugliche Umgebung schaffen, die mit den anderen Nutzungen des Campus ein Fluidum bilden.

        aus dem Jurybericht:

        “...das Projekt weist eine der Umgebung adäquate und ortsbaulich gut gewählte Körnung auf. Die abgerückte Anordnung der einzelnen Baukörper führt zu einer klaren Adressbildung jeder einzelnen Nutzung. Die damit verbundene offene Durchwegung des Campus wird architektonisch als Aufwertung gesehen, jedoch nutzerseitig speziell während den Schließzeiten als kritisch betrachtet. Durch die Verlegung der Schülerbetreuung und Elternberatung in die Räumlichkeiten des bestehenden Kindergartens kann die Kleinkindbetreuung und der Kindergarten in einem Neubau zu einer funktionalen „Mitte“ zusammengefasst werden. Somit wird die programmatisch gewünschte Nähe der Funktionen erzielt. Die windradartige Grundrissgestaltung stellt Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppenräumen her und schafft über den zentralen Luftraum eine geschoßübergreifende Verbindung ins EG. Die Tageslichtführung wird im Obergeschoss als sehr spannend empfunden. Sie bietet je nach Tageszeit unterschiedliche Lichtsituationen. Insgesamt handelt es sich um ein sorgfältig ausgearbeitetes Projekt mit Schwächen in der Organisation der geforderten Funktionsabläufe...“