Kindercampus Mähdle Wolfurt
Marktgemeinde Wolfurt
6922 Wolfurt, A
2023
2. Preis geladener Wettbewerb
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Zwischen der Mähdlestrasse und der Weberstrasse weitet sich ein Teppich aus ruralen und artifiziellen Landschafts- und Aktivitätserlebnisräumen. Entlang einer fußläufigen Magistrale verzweigen sich über eine weiche Modellierung der Flurzonen naturnaher Erkenntnisse, Orte des Beobachtens und Experimentierens als auch dem Bewegungsdrang der Kinder geschuldete Resonanzräume.
Wie drei Geschwister erheben sich Kindercampus, Volksschule und die Lebenshilfe integrativ aus dieser verwobenen Struktur. Kleine den Gebäuden zugeordnete Plätze bilden entlang der linearen Durchwegung Sammelpunkte und Verteiler-Hot-Spots, die unmittelbar mit ihrer Nachbarschaft interagieren. Der bedachte, sequenzierte und rhythmisierte öffentliche Raum im Zusammenspiel mit den raumbildenden Gebäudekanten, Grünräumen, Außenräumen, Plätzen, Vorgärten, Themengärten, die behutsame Höhenentwicklung der Traufkanten und das ortsbauliche Arrangement der Gebäude zueinander ergeben einen bewusst geführten architektonischen Dialog als Komposition zwischen räumlich Bestehendem und räumlich Neuem.
Das aufgelöste Volumina des Kindercampus mit seinen Holzfassaden und eingebetteten Fenstern zielen auf eine Maßstäblichkeit, die der Bauaufgabe und dem Betrachtungswinkel des Kindes entspricht. Flankiert vom Essbereich mit großer überdachter Terrasse und dem separat zugänglichen Bewegungsraum betritt man in deren Mitte unmittelbar das Zentrum des Gebäudes. Die Beziehungen zwischen Außen- und Innenraum verwischen sich hier und gehen in eine eingeschossige Patio über, einen geschützten offenen Hofraum der spielerischen Kurzweil.
Um diesen gruppieren sich die vier Module der Kleinkinderbetreuung mit angrenzendem Ruhe- und Malraum sowie den beiden Verwaltungsräumen.
Vor dem großen, teilweise überdachten Gartenbereich im 1. Obergeschoss liegen die Räume der Kiga sowie der Pausen- und Vorbereitungsraum der Betreuer:innen. Beiden Kinderbereichen sind die Garderoben so zugeordnet, dass sie als Schmutzschleusen dienen können.
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Die Freibereiche im 1. Obergeschoss sind dem Pflegen und Ziehen von Pflanzen in Hochbeetgärten, dem Lernen und Lehren im Freien und der räumlichen Erfahrung gewidmet. Oben und Unten, Hoch und Tief als Erlebnisraum zwischen Überdachung und Vertiefung des Patio werden durch zwei Freitreppen miteinander verbunden. Nutzerübergreifend oder separiert übergreifen sich die Landschaften auf verschiedenen Ebenen wie kommunizierende Gefäße.
Im Bestand von Landschaft und Nebengebäuden wird Kontinuität zur Sprache des Ausdrucks. Das leicht modellierte Gefilde, dessen Durchlässigkeit und die ergänzende steinernen Nebenbauten sind Inspiration für ein Weiterdenken als verbindendes Glied untereinander. Der Skaterplatz bleibt an seiner Stelle. An dessen westlichen Ende befindet sich der neue Hartplatz in dessen Verlängerung die PKW-Parkplätze konzentriert bleiben. Ein gemeinsamer überdachter Fahrradbereich für den Kindercampus und die Lebenshilfe begleiten das südliche Entree. Der Parkplatz vor der Lebenshilfe wird völlig reduziert und die verbleibende Fläche in einen einzig der Lebenshilfe zugeordneten Garten verwandelt. Die bestehende Vorfahrt bleibt erhalten und bildet den Komplementär zum kleingärtnerisch genutzten Vorplatz des Kindercampus. Die freistehenden, der Magistrale folgenden Gebäude werden offengelegt, sandgestrahlt und entlang der Geländekante zur Schule ergänzt. Neben überdachten Pausenbereichen entsteht über Freitreppen ein Forum das in die neuen östlichen Spiel- und Entdeckungsräume übergreift. Es sind Räume von hohem Aufforderungscharakter, die die kindliche Neugier mit Kunst und Kultur verbinden sollen.
Die Kohärenz der umgebenden Landschaft ist regional. Es ist des Rheintaler Ried, dessen Thema über allem liegt. Es sind Naturarchipele die lose zusammenhängen und rural oder artifiziell Vermittler des Verstehens, des Experimentierens sind, schlicht der Wissensvermittlung dienen sollen. Schilf, Lehm, Matsch, geschützte Pflanzen, Biotope, Tiere Wasser und begeh- und berührbare Natur laden so zu Entdeckungstouren ein. Es ist ein Auseinandersetzen mit den Elementen und das Sammeln von Materialen und Erfahrungen. Dazwischen mischen sich die sportliche, die spielerischen Bereiche - eine weiter Form der Stärkung der sozialen Kompetenz.