Kinderhaus Thüringen
Gemeinde Thüringen
6712 Thüringen, A
2023
EU-weiter Wettbewerb
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Schopf und Shelter
Ein Haus steht im Garten, die Natur wird zur Kohärenz der gewählten Position und aus den kontextuellen Beziehungen werden die Koordinaten des Ortes bestimmt. Gleich dem ruralen Schopf der prägenden Talschaft des Walgaus rückt das Kinderhaus mit vertrautem Blick auf die Kirche St. Anna in die Mitte eines kleinen Ökosystems und teilt die Flächen in übergreifend abgestimmte Bereiche.
Der Verkehr bleibt draußen und wird an der Hilti Straße zurückgehalten. ”Kiss and Ride” als auch die Tiefgarageneinfahrt sind wahrnehmbar dem Rand zugeordnet. Fußläufig und Verkehrsabgewandt gehen die Vorbereiche des Neugebäudes sanft und übersichtlich in den offenen transparenten Eingang ebenso über wie der externe Zugang für Sportler und Vereine. Eine Verbindung über den Friedhof scheint möglich.
Der Freibereich der Kleinkinder im Osten kreuzt sich im Süden mit den Kindergartenaußenflächen im Westen. Umspült in deren Mitte liegt das neue Kinderhaus. Trotz dieser utilitaristischen Absicht bleiben diese verschiedenen Ebenen vernetzt bespielbar, rechts bleibt links, vorne wird hinten und oben steht für unten.
Was für außen gilt soll auch innen sein. Es ist ein Wechsel von Licht und Raum, einer abgestuften Intimität sowie Privatheit und einer Wandlungsfähigkeit der Nutzungszuordnungen, die sich im Inneren des Gebäudes konzentrisch aus der Mitte nach außen entwickeln.
Die horizontal getrennte Belegung der beiden Geschoße durch kleinere und größere Kinder zerfließt in einer offenen räumlichen Dichte, die mit zwei langen raumhohen Laternen des Lichts die innere Porosität stärkt.Diese Intervention ist auch dem Aufforderungscharakter des übergreifenden Gebrauchs der Räume geschuldet.
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Hier selbst spiegelt sich eine Anleitung zum Handeln wieder. So wird die nördlichen Durchlässigkeit der übereinanderliegenden Gruppenräume Teil einer besonderen transparenten Beobachtungskultur - Sehen aber nicht Hören gehen über zu einem partizipativen Akt der Kommunikation in deren Mitte sich die Wege des Ankommens und Gehens, des Ab- und Anlegens, schlicht des Austausches versammeln. Diese innere Offenheit der nach außen gerichteten Gruppenräume erfährt ihre erste Abstufung durch die Mobilität der zwischenliegenden, raumhohen Vorhänge. Sind sie geschlossen kehren diese Räume in sich. Je tiefer nach außen je näher die Shelter, je näher die Rückzugs- und Schlafräume an den konzentrischen Rändern des Gebäudes - begleitet von der ruhenden Einsicht der Landschaft.
Sinn und Stoff
Zwei große ”Mäuler” im Osten und Westen des Gebäudes verschlingen die nahenden Transformationen der Jahreszeiten und entlassen die Kids ins nahe Freifeld. Vor der großen Freitreppe im Obergeschoss und dem Naturfang im Erdgeschoss steht jeweils ein markanter Kletter- und Erlebnisbaum. Es sind erlebbare Schnittstellen und Merkpunkte für das Dazwischen.
Im Inneren synchronisiert sich die haptische Sinnlichkeit des Holzes mit dem technischen Anforderungsprofil des Hybridbaus. Durch den bewussten Einsatz von Recyclingbeton (Speicher) und der Verwendung der unbehandelten Lärche findet eine ökologische Konditionierung statt. Diese reduzierte Stofflichkeit ordnet und eröffnet eine luzide Leichtigkeit bei der Inbesitznahme der Räume. Licht, Luft und Sonne als auch die Möglichkeit des intimen Rückzugs sind im gesamten Gebäude wesentliche stimulierende Elemente einer räumlichen als auch didaktischen Durchlässigkeit.