Neubau Bezirksseniorenheim Freistadt
Sozialhilfeverband Freistadt
4240 Feistadt, AT
2016
3. Preis geladener Wettbewerb
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Leicht versetzt, der Topographie folgend schmiegt sich das neue Seniorenheim an die weiche Hügellandschaft entlang des Bockaubaches und bildet mit seiner Geometrie unterschiedlichste gut vernetzte Außenräume. Im Osten formt der viergeschossige Baukörper einem dem Zentrum zugewandten Raum der neben der Geste des ”Ankommens und Gehens” auch kommunikativer Bestandteil eines Stadtteiltreffpunkts ist. Gesäumt von einem Dorfbrunnen, einem Cafégarten und mehreren Kastanienbäumen entsteht ein gut überblickbarer kultivierter Vorbereich mit unterschiedlichen öffentlichen Nutzungsmöglichkeiten und hohem Aufforderungscharakter.
Diese Allmende, die durch Veranstaltungen, Märkte und dergleichen einem öffentlichen ”Dorfplatz” gleicht, dringt in das Gebäude und über die Eingangshalle - begleitet von einem Café, der Kapelle und dem Mehrzweckraum - in einen intimeren durchgrünten Außenbereich nach Westen. Dieser privatere Verweil- und Aktivitätsfreibereich ist Auftakt für einen ruralen Teppich aus Duft- und Fruchtgärten, der in einem Rundgang um den kleinen See im Süden des Grundstücks mündet.
Im westlichsten Teil an der Kaspar-Schwarz-Straße liegt der Eingang zum Tageszentrum mit interner, direkter Verbindung zur Eingangshalle und der Verwaltung des Seniorenheimes. Die Anlieferung und Entsorgung findet auf kurzem Wege am westlichsten Punkt des Gebäudes statt. Hier befinden sich auch die Küche und die Wäscherei.
Die drei Obergeschosse sind den Wohngruppen vorbehalten. Im Zentrum dreier Hausgemeinschaften an der durchlässigsten Stelle des Hauses zu den beiden kommunikativen Außenräumen im Osten und Westen liegt mittig der Stützpunkt der Pflege in unmittelbarer Nähe zu den notwendigen Nebenräumen. Im ersten Obergeschoss erlaubt hier die Hanglage einen direkten Ausgang ins Freie, eine Verbindung zur nördlich gelegenen Bockaustraße und zu den Parkplätzen aber auch zum Garten der Demenz.
Der Entwurf der Wohnbereiche folgt im wesentlichen dem Wunsch des Betagten und Dementen nach Licht, Orientierbarkeit und Abwechslung. Die Erschließung einer Wohngruppe erfolgt zentral. Man betritt ein kommunikatives, lichtdurchflutetes Raumkontinuum mit zahlreichen Ausblicken und Querverbindungen. Zentral am Eingangsbereich liegt der Wohn- und Essbereich. Von hier aus lässt sich die Hausgemeinschaft gut erfahren. Ähnlich einem Möbel sind diese gemeinsamen Zonen flexibel ausgestattet, sollen Anpassungen und Mehrfachnutzungen zulassen ohne die nach außen gerichtete Privatheit der Zimmer zu beeinträchtigen.
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Die Essbereiche mit vorgelagerter Terrasse, die Nischen in jeweils entgegengesetzter Himmelsrichtung bieten eindringliche Blicke auf die umgebenden Landschaften.
”Der Weg ist das Ziel” – Spaziergänge durch die Hausgemeinschaften sind begleitet von den zahlreichen Blicken zum Nachbarn – auch zur anderen Wohngemeinschaft - und den verschiedensten Aktivitäten im Haus. Es ist ein unverschlossener Umgang mit Raum, der sich an die unterschiedlichsten Bedürfnisse im Tagesablauf der Bewohner anpassen lässt. Offenheit, Transparenz, kurze Wege und funktionelle Übersichtlichkeit schaffen Möglichkeitsräume, die Vertrautheit und Entspannung sowie Aktivität und sozialen Kontakt erlauben und die Vielfalt des Zusammenlebens zulassen.
Die äußere Hülle wird von der Farbe des eisenoxidhaltigen Terrakottaverputzes und von der Struktur der vorgefertigten Holzfenster geprägt. Die inneren, warmen, haptischen Materialen korrespondieren mit den äußeren. Durch die kompakte Gebäudeform und der Kombination von geringer Gebäudehülle und einer intelligenter Lüftungsanlage lässt sich dieses Gebäude energetisch gut betreiben.
aus dem Jurybericht
"... Durch die städtebauliche Anordnung am Grundstück kann der Geländesprung am Hanggrundstück gekonnt aufgenommen werden. Der Längsbaukörper ist in den Hang gerückt, ein ebener Vorplatz mit einem vorgelagerten kleinen Parkplatz unmittelbar am Haupteingang, direkt an der Kasper Schwarz Straße bildet das Entreé. Ein größerer Parkplatz für die Mitarbeiter wird an der Bockaustrasse vorgeschlagen. Eine lichtdurchflutete Eingangshalle mit den Allgemeinräumen, Saal und Kapelle geht großzügig in den vorgelagerten, zum Teil überdeckten Freibereich über. Das Tageszentrum bildet eine eigene Einheit und wird über einen zusätzlichen Eingang erschlossen und bildet den wesentlichen Abschluss des straßenbegleitenden Baukörpers. Über ein offenes Stiegenhaus gelangt man in die Wohngeschosse, die über einen großzügigen hoforientierten Erschließungsbereich verbunden sind. Die Wohnbereiche sind zweigeteilt und ermöglichen so eine Orientierung nach zwei Richtungen. Terrassen und Loggien werden in den Zimmertrakten als zusätzliche Aufenthaltsbereiche im Freien angeboten. Das Projekt ist in seiner Setzung, klaren Struktur und zu erwartenden Atmosphäre überzeugend und lobend zu erwähnen. Aufgrund der großzügigen Allgemeinbereiche und der breiten Wohnraumachsen wird eine ökonomische Umsetzung angezweifelt. Die vorgeschlagene Fassade ist ebenfalls positiv zu erwähnen. ..."