Neubau Pfarrheim Weiler
Röm. Kath. Pfarre zum Heiligsten Herzen Jesu
6833 Weiler, AT
Öffentlich
2020
3. Preis geladener Wettbewerb
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Die neugotische Pfarrkirche Weiler geplant von Friedrich von Schmidt im Jahre 1875, der just renovierte Pfarrhof aus dem Jahr 1893 und das neue Pfarrheim bilden metaphorisch eine Trinität in deren Mitte sich angehoben vom Straßenraum ein Freiodeon erhebt, das diese semantischen Pole bindet. Hier an dieser neuen Übersichtlichkeit liegen in gut beobachtbarer Entfernung die Zugänge zu den drei Baulichkeiten. Städtebaulich orientiert sich der Neubau mit seiner erhöhten Eingeschoßigkeit an den Traufen der Straßen begleiten den Bauten, zollt dabei dem Pfarrhaus ”auf seiner Anhöhe” Respekt und lässt der Pfarrkirche ihre gebotene Wirksamkeit. Saal und Foyer des Neugebäudes öffnen sich mit eindringlichem Blick auf den Kirchturm weit in den neuen Platz, geben Orientierung und schaffen Identität. Die Eingeschoßigkeit über Platzniveau ist aber nicht nur der maßhaltigen, ordnenden Geste im Ensemble geschuldet, vielmehr ermöglicht diese Situation eine nahezu immaterielle natürliche Lichtführung im Inneren des Pfarrsaals und zielt auf eine besondere Form der atmosphärischen Dichte. Die über Kreuzliegen den Binder der Decke lassen die Lichtquelle am Zenit nur erahnen, während das große Fenster nach Süden dem Spiel der Sonne zugeordnet ist. Dieses sinnliche Lichtspiel reflektiert die Absicht in diesem Saal liturgische wie profane Veranstaltungen entsprechend den Inhalten inszenieren zu können. Der Saal selbst wird von zwei dienenden Raumsequenzen begleitet. Einerseits versorgt die Cateringküche den Saal, die problemlos auch den Platz für Veranstaltungen bedienen kann, andererseits erreicht man über einen kleinen separaten Eingang im überdachten Vorbereich des Foyers zur Straßenseite den Zugang zum kleineren Mehrzweck- und zum Jugendraum, die beide einem ”Shelter” gleich im Halbgeschoss unter dem Saal ihren Platz finden. Der Jugendraum ist durch eine überdeckte Terrasse ergänzt, die sich nach Osten in den Naturraum öffnet – ein separater Eingang ist möglich. Die einfassende Friedhofsmauer der Pfarrkirche und das architektonische Merkmal des Neubaus in ähnlicher Geste zur Straße bilden jene prägende Silhouette hinter der sich in zweiter Ebene das neue, erhabene spirituelle Zentrum artikuliert. Die Analogie des weißen Betons des Neubaus zur weißen Pfarrkirche ist gewollte Synergie zu dieser erhabenen Platzlücke. Der massive gestalterische Ausdruck folgt einer langen Vorarlberger Bautradition, in der der Gebäude mit Öffentlichkeitscharakter ”in Stein” gemeißelt sind. Das Edle wie Messing und das Profane wie Holz treffen sich im Inneren.
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aus dem Jurybericht
"... Der stringente, in Sichtbeton materialisierte, monolithische Baukörper des neuen Pfarrheimes vermag es, sich selbstbewusst und eigenständig, aber keineswegs dominant in das Kirchenensemble einzugliedern und einen großen ortsräumlichen Mehrwert entstehen zu lassen. Seine Positionierung im südwestlichen Bereich des Baugrundstücks lässt einen Platz entstehen, an den auch der Pfarrhof anbindet und der Weg und Blick zur Kirche begleitet. Der neue Platz setzt sich in den anschließenden Raumfolgen des Innenraums (Vorbereich, Foyer, Saal) und ist durch das ganze Gebäude erlebbar. Hierzu können die beiden Wände, die das Foyer vom Außenraum- als auch vom Saal trennen, weggeschoben werden. Der Saal selbst ist, durch seine raffinierte Belichtung über in der Dachkonstruktion eingearbeitete Shedverglasungen, der unmissverständliche Hauptraum und das Herz des Hauses. Der sakrale Habitus dieses Raumes wird im Preisgericht dementsprechend kontrovers diskutiert. Die Bewirtungsräume, sowie die Erschließung des Untergeschoßes sind dem Saal ost- und westseitig vorgelagert und erfahren ebenfalls (jedoch hier ausschließlich) eine Belichtung über Oblichter. Im Untergeschoß sind nordseitig und fensterlos die Nebenräume (Lager, Toiletten, Technik) angeordnet. Der Mehrzweckraum und der Jungendraum sind nach Süden und Osten orientiert. Das Fußbodenniveau liegt deutlich unter dem angrenzenden Gelände. In Verbindung mit den vorgelagerten Auskragungen lassen die tiefen Räume eine eingeschränkte natürliche Belichtung erwarten. Der Zugang zu den im UG angeordneten Funktionsbereichen wird als nicht ideal erachtete und die Wegführung als zu weit und eng kritisiert. Das Projekt wird aufgrund seiner tiefgehenden Auseinandersetzung mit sakralbaulichen Hintergründen und seiner außenräumlichen Qualitäten als wertvoller Beitrag gelobt. Seine äußere Erscheinung, sowie die introvertierte Anmutung seiner Innenräume geben jedoch nicht den erwarteten Charakter des neuen Pfarrheimes Weiler wieder. Die Konstruktionsweise, sowie die bautechnischen Notwendigkeiten zur Realisierung des ambitionierten Belichtungskonzepts lassen das Projekt, besonders im Hinblick auf die beschriebenen Mängel des Untergeschoßes, unwirtschaftlich erscheinen."