Neubau Volksschule Schwefel Hohenems
Stadt Hohenems
6845 Hohenems, AT
Bildung
2016
Anerkennung EU-weiter Wettbewerb
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Es ist ein großer zweigeschossiger Schulpavillon der nahezu in der Mitte des Grundstücks Platz nimmt und durch diese Positionierung zu den östlichen und westlichen Grundgrenzen großzügige Frei- und Naturräume von hoher Durchlässigkeit zwischen der Maria Waldburga Straße und dem Oberen Stockerweg entstehen lässt. Während die kürzeren Stirnseiten des neuen Gebäudes mit den lockeren, heterogenen Bebauungen entlang dieser Straßen korrespondieren folgen die Längsseiten der städtebaulichen Ordnung der östlichen Wohnbebauungen.
Die öffentlich zugängliche Spiel- und Bewegungszone im Westen knüpft gestalterisch nahtlos an den naturnahen Bewuchs entlang des Fußweges zum ”Luamloch” an. Ein Filter aus niedriger Gehölzpflanzung und geringer Geländemodellierung trennt den Sportplatz von der Bewegungszone. Weidenhütten, Kletterbäume, Barfußbäder und vieles mehr prägen diesen rural gestalteten Bereich zur Förderung der Naturerlebnis-, Wahrnehmungs- und Sinneserfahrung. Im östlichen Freibereich treffen sich die Sinne. Einerseits lässt ein Schulgarten zum jahreszeitlich übergreifenden Beobachten und Mitmachen ein, anderseits lädt das grüne Klassenzimmer unterm Kirschbaum beim Schulweiher zum Seele baumeln ein.
An der Schnittstelle dieser Chill- und Erkundungszone befindet sich unter einem breiten Vordach der Haupteingang zur zweigeschossigen ”Schulgasse”. Dieser Foyerbereich dient dabei als Drehpunkt, er ist Verteiler mit direkten Sichtbeziehungen in die tiefer liegende Doppelturnhalle, die Aula, die an dem Patio liegende ”innere” Bibliothek und dem Zugang zu den Sportflächen im Westen. Bei größeren Sportveranstaltungen verwandelt sich dieser Schulbereich mit den Teleskoptribünen der Turnhalle zu einem gemeinsam erlebbaren Raum. U-Förmig um das Atrium reihen sich die Fachräume und die Verwaltung. Neben dem Haupteingang befindet sich eine eigene Schmutzschleuse zur Zentralgarderobe. Von hier aus entschwinden die Kinder in die darüber liegenden Lernlandschaften.
Kinder verbringen einen beträchtlichen Teil ihrer Kindheit in der Schule, sie durchleben in der Schule entscheidende Phasen ihrer Entwicklung. Das dort praktizierte Lernen und Schulleben legt den Grundstein für lebenslanges Lernen, für die Freude am sich Bilden und Weiterbilden sowie für eine aktive Teilnahme an der Gesellschaft und dem Verständnis zur Inklusion.
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Schulen sind daher heute Arbeits- und Lernlandschaften, Orte der Begegnung, Orte zum Verweilen und sollen vor allem Orte sein, an denen Kinder miteinander wachsen und Gemeinsinn entfalten können. In Bewegungs-, Spiel-, und Erfahrungsräumen lassen sich dann Kreativität und Phantasie entfalten.
Alle vier Module reihen sich wie Vogelnester um den zentralen Stamm in der Mitte im ersten Obergeschoss. Nach einem kleinen, zurückgesetzten Vorbereich mit selbstgestalteter Information über die Cluster öffnet sich die zentrale Lernlandschaft - der ”Dorfplatz”. Allen Clustern gleich ist eine Terrasse mit dem weiten Blick in die nahen Naturlandschaften. Zwei Cluster teilen sich zusätzlich einen Kräuter- und Gemüsegarten in der Dachlandschaft, die beiden anderen umschließen das Patio und geben die Blicke frei auf das Treiben in der darunterliegenden Aula und der Bibliothek. Um den mittigen Tummelplatz im Modul, der sich im Tagesablauf mehrmals ändert, gruppieren sich mit flexibel gestalteten Wandmöbeln die intimeren Klassen- und Gruppenräume. Diese hohe Flexibilität über der Turnhalle wird im Wesentlichen durch raumhohe Vierendeelträger mit erhöhtem Obergurt gewährleistet, in den anderen Bereichen erfolgt die Lastabtragung gleich nur direkt. Die inneren Materialien sind geprägt von der wohnlichen Atmosphäre des Holzes. Nicht die Robustheit, sondern der didaktisch verantwortungsbewusste Umgang mit den Oberflächen, das Wohlfühlen im ”eigenen Heim” stehen im Vordergrund. Das haptische und flexible Innere der vier Cluster umgibt als Antagonist der schützende und widerstandsfähige Sichtbeton im Außenbereich. Dieser konstruktive steinerne Ring ruht gleichsam auf einem zurückgesetzten hölzernen Sockel, der weich in die naturnah gestalteten Spiel- und Freibereiche übergeht.
aus dem Jurybericht
"... Das zweigeschossige Gebäude bildet durch seine Positionierung einen Abschuss der bestehenden Bebauung. Durch die Anordnung von Höfen und Terrassen werden Sichtbeziehungen zwischen Klassen und Lernlandschaften im Obergeschoss geschaffen. Die Zentrale Treppenanlage wird als erweiterte übergeordnete Begegnungszone verstanden. Die transparent überdachte Lernlandschaft wird für Kinder negativ beurteilt. Die Größe des Sportplatzes entspricht nicht den Vorgaben der Ausschreibung. ..."