Sanierung und Erweiterung Schulzentrum Kleinwalsertal Riezlern

Gemeinde Mittelberg ImmobilienverwaltungsGmbH & Co.KG

6991 Riezlern, AT

Bildung

2012

EU-weiter Wettbewerb

      • Städtebau/Architektur

        Dem Eingehen auf die vorhandene Struktur des Schulzentrums Riezlern folgt das Verständnis für die bestehenden räumlichen Qualitäten. Diese gilt es weiter zu denken, zu ergänzen. Die innere Schichtung wird aufgenommen und weitergebaut. Die guten, vorhandenen ortsräumlichen Beziehungen brauchen nicht geändert werden, sie werden kultiviert, neu gestaltet. Platz und Eingang liegen richtig und die topographische Zäsur des bestehenden Turnhallentraktes teilt angenehm den Pausen- vom Sportplatz.

        Architektur/Funktion/Konstruktion

        Die ersten Phasen der Erweiterung gehen von einem hohen Präfabrikationsgrad in Leichtbauweise aus. So werden im Nordtrakt die neue Mittelschule und im Südtrakt die Volksschule ergänzt. In kurzer Bauzeit wird das neue pädagogische Konzept in die bestehenden Strukturen integriert. Je Geschoss bilden zwei Klassenräume mit der Lernwerkstatt einen lockeren Verband und verbinden sich mit dem bestehenden inneren Gefüge.

        Diese offenen Räume sollen für Einzel- oder Gruppenarbeiten verwendet werden und ordnen sich bewusst nahtlos in das erweiterte offene Konzept des Hauses ein, das die Schüler an spätere  Arbeitsbedingungen heranführen soll, sodass sich die Beschäftigungen in einer Grauzone zwischen Arbeit und Freizeit verlieren - Schule als Ort der Kommunikation und der Begegnung. In dieser ersten Phase werden die bestehenden Kellerräume temporär als Zentralgarderobe genutzt. Die innere Ordnung des Bestandes wird behutsam dem Raumprogramm angepasst.

      • Verwaltung und Räume für die Lehrer werden zentral in der Mitte des Gebäudes im 1. Obergeschoß organisiert. Um dem Standard des Passivhauses gerecht zu werden wird Bestand und Zubau neu umhüllt ohne aber den architektonischen Ausdruck, den bandartiger Charakter der Fassaden der sechziger Jahre, zu ignorieren. Dieser Charakter wird zeitgemäß interpretiert. Eine glatte, hinterlüftete Riftbrettfassade (Nut und Feder) steht im Wechsel mit den tektonisch bearbeiteten Fensterbändern und der Körnung des Rieselwurfs. Die zweite Phase gleicht einem städtebaulichen ”Relaunch” und bildet trotz der Vergrößerung des Volumens ein reduziertes Erscheinungsbild. Das eigentliche Schulgebäude wird wohltuend freigespielt. Ein luftiger, eingeschossiger Pavillon mit geschoßhohen Oberlichten zur darunterliegenden Turnhalle wird an der Stelle des bestehenden zweigeschossigen Traktes platziert. Dieser Pavillon dockt mit der Aula sanft an die Schule an und beinhaltet die Musikschule, die Bibliothek und den Mehrzwecksaal, der sich weit zum Schulhof öffnet. Darunter befindet sich die neue Zentralgarderobe, die offen Einblicke in die tieferliegende Turnhalle und den dahinterliegenden Sportplatz gewährt. Die naturnahen Freiflächen und Freiklassen am Dach des Pavillons vernetzen sich nicht nur mit den inneren Lernwerkstätten und Pausenflächen. Sie sind Teil eines ursprünglichen Landschaftsteppichs. Dieser belegt die artifiziell bearbeiteten Flächen des Sportplatzes, überzieht die naturverbunden Räume der Freiklassen und verbindet sich mit den teilbefestigten Aufenthaltsbereichen des Vorplatzes. Offenheit, Transparenz, kurze Wege und funktionelle Übersichtlichkeit schaffen Möglichkeitsräume, die Entspannung und Aktivität erlauben -  Zugehörigkeit und Weltoffenheit kombinieren und die Vielfalt des Lernens zulassen.