Schulen am See Hard

Marktgemeinde Hard

6971 Hard, AT

Bildung

2014

Anerkennung EU-weiter Wettbewerb

      • ”Als das Kind noch Kind war, war ihm alles beseelt und alle Seelen waren eins.”

        Peter Handke

        Die Entstehung eines öffentlichen Raumes - Städtebau

        Die Wege am Grundstück für das neuen Schul-, Sport, und Freizeitzentrums in Hard sammeln sich mitten im Grünen zu einem urbanen Platz. Dabei tangieren sie das bestehende Sport- und Freizeitzentrum, das neue, dreigeschossige Schulgebäude und die neue, zweigeschossige Sporthalle und bilden miteinander einen authentischen Ort der Begegnung, einen Drehpunkt des öffentlichen Lebens. Der Haupteingang zu Schule liegt hier ebenso wie jener der Sporthalle. Auch das neue Café-Restaurant der Schule korrespondiert hier an diesem Knoten mit dem Foyer des bestehenden Freizeitzentrums. Die beiden Gebäude der Schulen am See suchen aber abseits ihrer Bildung eines Zentrums des öffentlichen Lebens in jeder Richtung nach ortsräumlichen Bezügen, nach naturräumlichen Orten der Sinne und des Wiedererkennens. Während die große Dreifachsporthalle weit über das bestehende Fußballfeld mit dem See in Verbindung tritt, öffnet sich die kleinere Turnhalle ins Rheintal. Die vier Nebeneingänge der Schule sind thematisch entsprechend ihrer inneren Nutzung an die umgebenden Landschaften angebunden. Dem Südosten sind drei große Pausenflächen vorbehalten, im Süden werden die Räume der Ganztagesbetreuung durch sinnliche Themengärten (greifen, fühlen, riechen, beobachten, ...) ergänzt und im Nordwesten liegen die Werkshöfe.

        Die gestufte Öffentlichkeit - Struktur

        Das gesamte Erdgeschoss der neuen Schule tritt intensiv mit der Umgebung in einen für alle sichtbaren Dialog, die Räume stülpen sich nach außen und die umgebenden Flächen drängen nach innen. Über die zweigeschossige Aula, begleitet von den Räumen des Restaurants und des Musiksaals erreicht man die viergeteilte Garderobe, die im innersten des Gebäudes über drei thematisch unterschiedliche gärtnerische Themengärten belichtetet ist. An den Rändern dieser Patio-Räume befinden sich kleine Lerninseln, die unabhängig der umgebenden Unterrichtsräume die Möglichkeit zum Verweilen oder Arbeiten in kleinen Gruppen bieten.  Rhythmisch geordnet liegen auch die vier dreigeschossigen Lufträume der Nebeneingänge, die zentral zu den Stiegenhäusern führen und durch ihre Zäsur in der Fassade den Außenraum einfangen. Umgeben sind sie im Osten von den Sonderunterrichtsräumen wie Forschung, Zeichnen, Malen, Musik, im Westen von den Räumen des textilen und technischen Werkens und im Süden liegt die Ganztagesbetreuung. Dieser ausgeprägte Freiraumbezug des Erdgeschosses besitzt hohen öffentlichen Charakter. Beim Erreichen des ersten Obergeschosses werden diese Beziehungen vertrauter. Mittig liegen hier die offene Bibliothek und die großen Säle der Physik und der Informatik. Wieder öffnen sich die Räume sowohl nach außen, als auch nach innen zu den wohl proportionierten, begrünten Innenhöfen mit Terrassen. Die Verwaltung liegt mit gutem Sichtbezug zum Schulplatz im Norden.

        An der offenen, zweigeschossigen Aula und den Räumen der Lehrer vorbei quert man über eine Brücke diesen Vorplatz zur Sporthalle. Im Süden befinden sich zwei Cluster der Volksschule und einer der Vorschule. Darüber teilen sich die Kinder weitere sechs Cluster.

        Die Privatheit der Baumeister - der Cluster

        Drei Klassenräume mit jeweils angeschlossenen Gruppenräumen sowie der Lehrerarbeitsraum gruppieren sich um eine mittige Lernlandschaft. Die nach außen gerichtete hohe Privatheit der Klassenräume wird hier mit der nach innen gerichteten  familiären Gemeinsamkeit verbunden. Nur die Grupperäume legen sich zwischen die Klassen und vermitteln mit ihrer offenen Nischenstruktur zwischen den innenliegenden, grünen Terrassen der Patioräume und den außenliegenden öffentlich Räumen.

      • Ähnlich ”Baumnestern” in geschützter Höhe bilden die Cluster Rückzugquartiere mit reichlicher Selbstständigkeit und ausgiebigen Kontakt zum Geschehen in der Schule. Die innenliegenden großen Terrassen vermitteln zwischen den Clustern ebenso wie die jeweilige behutsame räumliche Verbindung untereinander. Auch die Terrassen sind Übergangsräume, Räume der Pause, der Entspannung ebenso wie Räume des Forschens und Lernens.

        Kinder verbringen einen beträchtlichen Teil dieser ”Zeit des Lenzes” in der Schule, sie durchleben in der Schule entscheidende Phasen ihrer Entwicklung. Das dort praktizierte Lernen und Schulleben legt den Grundstein für lebenslanges Lernen, für die Freude am sich Bilden und Weiterbilden und für eine aktive Teilnahme an der Gesellschaft. Schulen sind daher heute Arbeits-, Forschungs- und Lernlandschaften, Orte der Begegnung, Orte zum Verweilen und sollen vor allem Orte sein, an denen Kinder miteinander wachsen und Gemeinsinn entfalten können.

        Die ”Baumnester” bilden hier den Ausgangspunkt für diese Entwicklung und die neuen Schulen am See sollen ein ”Schulleben” lang in ihrer räumlichen Vernetzung eine Entdeckungsreise bleiben.

        System und Technik

        Beide Gebäude, das Schulgebäude und die neuen Turnhallen werden in Skeletbauweise ausgeführt. Die Fassaden werden aus vorgefertigten Holzwandelementen gefertigt. Prägend nach außen sind die fassadenaussteifenden Lamellen aus eloxiertem Aluminium und die dazwischenliegenden Riftbrettelemente aus Eiche. Insgesamt wird der CO2 neutrale Werkstoff Holz innen ebenso wie außen in hohem Maße eingesetzt und als Teil der heimischen Wertschöpfungskette verstanden. Die Teilunterkellerung der Technikräume wird als weiße Wanne” ausgeführt. Diese Investition - diese Intervention wird bei weitem durch die kurzen Wege der Leitungsführungen der gesamten Haustechnik über zwei zentrale, präzis gesetzte Schächte im Bereich der Stiegenhäuser kompensiert.

        aus dem Jurybericht

        "... Der Projektvorschlag definiert das bestehende ungegliederte ostseitige Vorfeld vor der bestehenden Sporthalle mit zwei voneinander unabhängigen Baukörpern neu und formuliert so ein stimmiges neues Entree sowohl vom Osten wie auch vom Norden her. Die drei Baukörper (Schule, neue Sporthalle, bestehende Sporthalle) formen sehr selbverständlich ein neues schlüssiges Ganzes. Die Aussenräume werden als gut proportioniert wahrgenommen.
        Positiv angemerkt wird die Einbeziehung des südseitigen Grünraums am Bach für die Schule.
        Die funktionell begründete Anbindung der neuen Sporthalle durch einen Brückenbaukörper im Obergeschoss schwächt das städtebauliche Gesamtbild.
        Die vorgeschlagene zusätzliche Erschliessungsstrasse für die Anlieferung im Norden wird als nicht optimal wahrgenommen und führt zusammen mit der vorgeschlagenen Position der geforderten Parkplätze im Norden zu einer verschlechterten Lärmsituation für das Umfeld.
        Das vorgeschlagene kompakte Layout der Grundrissorganisation wird positiv als Beitrag zur Aufgabenstellung wahrgenommen.
        Bei näherer Analyse werden aber grundsätzliche Schwachpunkte in der tiefe der Klassenräume wahrgenommen und der damit einhergehenden Belichtungssituation.
        Die mit Atrien belichtete Innenzone erfüllt die geforderten Freibereiche wiewohl eine Ausrichtung der Freibereiche in den umliegenden Aussenraum seitens der Jury als der Aufgabestellung angemessener erschiene.
        Die innenliegende Garderobenzone im Erdgeschoss lässt ein für die Aufgabenstellung nicht optimales Milieu erwarten.
        Es werden die zum Teil zu geringen Raumflächen der geforderten Räume bemängelt. Das Projekt befindet sich bei Behebung dieser Defizite im Mittelfeld des Kubatur- und Flächenvergleichs.
        Die Defizite der Fluchtwegsführung seien abschliessend angemerkt."