Sennioren- und Pflegeheim Pradl - Haus A Innsbruck
Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG
6020 Innsbruck, AT
Pflege/Gesundheit
2013
EU-weiter Wettbewerb
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Folgt man der landschaftlichen Unberührtheit der ”Pradler Hangkante”, die sich markant vom Süden Richtung Norden durch dieses Quartier bewegt, lässt sich eine Kette von gegliederten Bauformen unterschiedlichster Volumina erkennen, die am oberen Rand des Geländebruchs dieser Lagegunst Respekt zollen. Die Erweiterung des Seniorenwohn- und Pflegeheims Pradl übernimmt respektvoll diese städtebauliche Logik. Durch die Situierung des Gebäudes am Grundstück wird die Wirkung der freibleibenden bestockten Hangzone am flankierenden öffentlichen Grünraum zusätzlich akzentuiert. In weiterer Konsequenz folgt die bauliche Ergänzung aber auch bewusst der orthogonalen Systematik des Bestandes. Die versetzte, viergeschossige Struktur des Baukörpers mit betonter Mitte nähert sich bedacht der vorgefundenen Topographie und sorgt für einen nuancierten Übergang zur klein strukturierten Wohnbebauung im Westen. Das äußere Konzept folgt dem inneren in der Verlängerung der Magistrale des Bestandes. Dabei verbindet sich, flankiert von der Kapelle und dem offenen Atrium, die bestehende Eingangshalle mit dem viergeschossigen Vestibül im Zentrum des Neubaus. Gekreuzt wird dieser Weg von der fußläufigen Verlängerung der Dürerstraße, der ebenfalls entlang des offenen Atriums und der zweigeschossigen Kapelle eine direkte Verbindung zu den öffentlichen Grünräumen an der Egerdachstraße bildet. Varianz an Stelle von Repetition prägen die Räume der vier Wohngeschosse. Analog der Beschaffenheit eines gewachsenen Dorfes bilden sich Straßen, Gassen und Plätze etagenweise in unterschiedlichster Form aus. Zentral bleibt allen der Blick ins Vestibül. Der Entwurf der Wohngemeinschaften folgt im wesentlichen dem Wunsch des Betagten und Dementen nach Licht, Orientierbarkeit und Abwechslung. Einem Forum gleich bildet das Innerste die gemeinsame Mitte.
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Von hier aus verästeln sich die Wege entlang der Zimmergruppen zu einem Rundgang mit unterschiedlichsten Nischen und Ausblicken. Um den Kern des Hauses, der einem Marktplatz gleich den gemeinsamen Tagesaktivitäten vorbehalten ist, gruppieren sich Wohn- und Küchenräume mit gutem Bezug zum Pflegestützpunkt. Eine andere räumliche Stimulation beherbergen die ”Nischen”. Sie sind semantisch aufgeladen, dienen aber auch der Banalität des Lebens. Fernsehen in einem Raum der z.B. die Geschichte von Pradl erzählt oder Werken in einem Raum der den Verlauf des Inns beschreibt. ”Der Weg ist das Ziel” - Spaziergänge um das Vestibül und die Patio sind begleitet von den zahlreichen Blicken zum Nachbarn - zur andern Wohngemeinschaft - und den verschiedensten Aktivitäten im Haus. Dieser halböffentliche Charakter wird durch die Flexibilität der Möblierung und des Ortes im Haus begünstigt. Es ist ein unverschlossener Umgang mit Raum, der sich an die unterschiedlichsten Bedürfnisse im Tagesablauf der Bewohner anpassen lässt. Offenheit, Transparenz, kurze Wege und funktionelle Übersichtlichkeit schaffen Möglichkeitsräume, die Vertrautheit und Entspannung sowie Aktivität und sozialen Kontakt erlauben und die Vielfalt des Zusammenlebens zulassen. Die äußere Hülle wird von der Farbe des Sichtbetons und von der Struktur der vorgefertigten Fassadenelemente geprägt. Die inneren, warmen, haptische Materialen korrespondieren mit den äußeren. Durch die kompakte Gebäudeform und der Kombination von geringer Gebäudehülle und intelligenter Lüftungsanlage lässt sich dieses Gebäude problemlos in Passivhausqualität errichten. Die innere klassische Stahlbetonskelettbauweise und die außen tragende monolithische Betonstruktur in Kombination mit vorgefertigten Außenwand- und Fensterelementen unterstützen diese Absicht.