1. Preis EU-weiter Wettbewerb
Fotocredits: Büro D\M
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Das Architektonische Konzept
Der Entwurf eines Gebäudes, das von Senioren genutzt werden soll erfordert eine fundierte Beschäftigung mit den Bedürfnissen alter Menschen, deren Umweltkompetenz häufig durch körperlichen oder geistigen Abbau eingeschränkt ist. Gefragt ist eine “therapeutische Architektur“ die unter anderem durch einfache Ablesbarkeit der Gebäudestruktur und Ausbildung typischer Orte die Orientierung erleichtert und eine rasche Eingewöhnung ermöglicht. Gerade alte, gebrechliche oder kranke Menschen sind sehr empfindlich gegenüber einer physisch oder emotional belastend gebauten Umwelt. Wir haben daher versucht das Seniorenwohn- und Pflegeheim als ganzheitliche Pflegeheimat zu sehen, als gesellschaftliches Modell mit unscharfer Trennung zwischen Pflege- und Wohnheim, wo rüstige Bewohner, wenn sie wollen, durchaus bei der Pflege von gebrechlichen Mitbewohnern helfen können und wo das Auftreten eines Gebrechens nicht unbedingt die Übersiedlung in das Pflegeheim bedeutet. Es geht um den Abbau von Grenzen und Vorurteilen und um die Möglichkeit neue integrative Verhaltensweisen anzuregen.
Die Entwurfsidee wird geprägt durch das kleinste aber wichtigste Element, das Zimmer und seine Milieuqualität. Es ist in zwei deutliche Bereiche geteilt, so daß eine kleine Wohnung mit Schlaf- und Wohnraum entsteht. Der Wohnbereich ist immer zur lichtdurchfluteten Halle orientiert und hat ein verschließbares Fenster in diesen Gemeinschaftsraum, ein vorgelagertes Belichtungselement sorgt für ausreichendes natürliches Licht und für die nötige soziale Distanz. Der Schlafraum öffnet sich über eine Veranda nach außen.
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Hier wird die Möglickeit der passiven Sonnenenergienutzung konsequent angewendet. Dies gelingt durch die durchgehend vorgestellte Glasfassade und den beweglichen Sonnenschutz. Das Seniorenheim ist eine kleine Stadt, das Leben mit all seinen sozialen Momenten muß im Haus stattfinden können. Die Zimmer sind daher so gestaltet, daß die Bewohner auch als Bettlägrige Kontaktmöglichkeiten sowohl nach außen als auch nach innen haben können, sie selbst bestimmen und kontrollieren ihre unmittelbare Umwelt und den Grad ihrer Privatheit. Die Möglichkeit zum Rückzug ist Voraussetzung für die Bereitschaft zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Die halböffentlichen Aufenthaltsbereiche sind immer mit den öffentlichen Aktivitätszentren, wie Eingangshalle, Treppen, Lifte und „innere Straße“ verbunden. Sichtbezug nach außen, Unterteilbarkeit und wohnliche Ausgestaltung prägen diese Räume. Der kontrollierte Lichteinfall durch das Dach, die üppige Bepflanzung des Wintergartens und die durchgehenden Lufträume sorgen für eine interessante Innenlandschaft, die durch abwechslungsreiche und barrierefreie „Spazierwege im Haus“ erschlossen ist.
Die zur Förderung einer aktiven Lebensgestaltung begleitend angebotenen Begegnungsstätten wie Veranstaltungssaal, Hof, Bibliothek aber auch Friseur, Arzt und Andachtsraum liegen an dieser “inneren Straße“ die von der Eingangshalle durch das gesamte Gebäude direkt in die Parklandschaft nördlich des Grundstückes führt. Ein Park und ein geschützter Garten bieten ein hautnahes Naturerlebnis sowie Betätigungs- und Bewegungsmöglichkeiten in der frischen Luft.