Sozialzentrum Egg
Gemeinde Egg Entwicklungs GmbH & Co KG
6863 Egg, AT
Pflege/Gesundheit
2009
EU-weiter Wettbewerb
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Städtebau
Das neue Pflegeheim und die betreuten Wohnungen sind in einem differenzierten, gestaffelten Gebäude zusammengefasst und bilden mit dem bestehenden Kindergarten und der Hauptschule gemeinsam das Sozialzentrum Egg. Die Situierung des Gebäudes am Grundstück schafft Distanz zu den Nachbargebäuden und definiert unterschiedlichste - der Nutzung entsprechende - Außenräume. Diese ungleichen Ansprüche von verschiedenen Generationen konfliktfrei zu befriedigen und einen Ort der Kommunikation und Begegnung zu schaffen sind zentrale Leitgedanken des Entwurfs. Der dreigeschossige Gebäudeteil, in dem sich Foyer, Verwaltung, Kapelle und die betreuten Wohnungen befinden, schließt mit angemessenem Abstand den Schul- und Veranstaltungsplatz und erhält aufgrund seiner angrenzenden Nutzung so den Charakter eines Dorfplatzes. Der zweigeschossige Gebäudeteil, in dem sich die beiden Wohngruppen des Pflegeheims befinden, umschliessen einen nach Süden offenen, großzügigen Garten mit therapeutischen Beeten, Nutzgärten und einem kleinen Cafe-Außenbereich. Dieser weit intimere Platz wächst wie das gesamte Gebäude aus dem nahenden Grünraum der Bregenzer Ache ca 150 cm über das bestehende Gelände und schließt punktuell an die öffentlichen Räume an.
Funktion
Am erhöhten Schnittpunkt dieser Plätze befindet sich der Haupteingang mit dem zentralen Foyerbereich. Um diesen reihen sich die Zugänge zur Verwaltung, zum Krankenpflegeverein, zu therapeutischen Einrichtungen, zu den Wohngruppen (Pflegeheim) und zur Kapelle. Der eigene Eingang des Wohnhauses (betreutes Wohnen) am Schulplatz ist ebenfalls von hier aus zu erreichen. Die zweigeschossige Kapelle liegt mit starken ortsräumlichen Bezügen im nördlichsten Gebäudeteil des angehobenen Erdgeschosses. Einem Passionsweg gleich erreicht man sie vom Foyer, begleitet vom Blick auf die Böden des Pfister und der Egger Kirche.
Der Entwurf für die Wohngruppen folgt im wesentlichen dem Wunsch des Dementen nach Licht, Orientierbarkeit und Abwechslung.
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Die einzelnen Zimmer der beiden Gruppen umarmen L - förmig das Wohnzimmer, die Ess- und Kochbereiche, den zentralen Stützpunkt etc. Ähnlich einem Möbel sind diese gemeinsam genutzten Zonen flexibel, sollen Anpassungen und Mehrfachnutzungen zulassen ohne die nach außen gerichtete Privatheit der Zimmer zu beeinträchtigen. Auch hier spielt - nicht nur für den kognitiv Leistungsfähigen - die ortsräumliche Referenz, der Bezug zur Egger Kirche und den umgebenden Landschaften eine zentrale Rolle.
Bedarfsgerechte Anpassung
Heute prägt das Leitbild des familiären Wohnens den Ausgangspunkt jeglicher Diskussion in der Altenpflege. Wie das Wissen über die kulturellen Hintergründe und das Wissen über die Erfahrungswelten der betagten Menschen sich in einem ständigen Wandel befindet, so soll auch das neue Sozialzentrum in Egg diesen Anforderungen baulich gerecht werden. So sind sowohl die Pflegestation als auch das betreute Wohnen strukturell so organisiert, dass sich aus zwei Zimmern ohne Aufwand eine Wohnung oder umgekehrt herstellen lässt. Ebenso ist es denkbar, dass aus mehreren betreuten Wohnungen ohne große bauliche Veränderungen eine Pflegewohngruppe entstehen kann oder umgekehrt.
Äußeres Erscheinungsbild - Materialisierung - Erweiterbarkeit - Energie
Die äußere Hülle wird von der warmen Farbe des armierten Lehmbetons und von der Struktur der vorgefertigten Holz-Kupferpaneele geprägt. Im Inneren dominieren kontrastreiche, warme, haptische Materialen die sich im Wesentlichen am Ökoleitfaden Bau (baubook) und dem nachhaltigen ”Bauen in Gemeinden” orientieren. Aus diesen ressourcenschonenden Gründen und einem ökonomischen Umgang mit dem Bodenverbrauch wird die Erweiterung aus heutiger Sicht durch Aufstockung vorgeschlagen. Durch den Einsatz einer bedarfgeregelten Lüftung im Zusammenhang mit der kompakten Gebäudeform und dem effizienten Einsatz von Primärenergien ist mit einem niedrigen Gesamtenergiebedarf im Betrieb zu rechnen.