Studienauftrag Salurnerstrasse Kufstein

Ing. Hans Bodner Bau Ges. m.b.H. & Co. KG Abt. Bodner Immobilien

6330 Kufstein, A

2023

3. Preis einstufiger anonym geladener Studienauftrag

      • Siedlung

        Die Siedlung ist ein städtebauliches Kind der Industrialisierung und wurde zu großen Teilen aus den Idealen der Gartenstadtbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts entwickelt. Nach den ersten Arbeitersiedlungen in der Zwischenkriegszeit erfuhr die Siedlung nach dem 2. Weltkrieg in den Tallandschaften von Tirols durch Arbeitsmigration ihre städtebauliche Prägung. In fast allen größeren Gemeinden entstanden die städtebaulich anschaulichen ”Südtirolersiedlungen”. Identität stiftende Bauten und Wiedererkennbarkeit bildeten hier einen wesentlichen Anteil der Integration. Neben der kompakten, vielfältigen Wohnlichkeit sind die gemeinsamen Freiflächen zentraler Ort der Kommunikation.

        Städtebau

        Diversität entsteht durch innere Varianz nicht durch formale Vielfalt. Zur Organisation der Menschen in einer Stadtgesellschaft bedarf es der Aufteilung der Arbeit und der Zuständigkeiten sowie der zweckmäßigen Ordnung des Raums. Ist der Raum verteilt, die Ordnung konzipiert werden die Lücken zu den Playern im Gefüge. Inhalte, mögliche urbane Interaktionen und Raumaneignungen als auch die Texturen des Raumes und der Gebäude werden zur prägenden Ganzheit.

        Die Betrachtung der baulichen Bezugssysteme sucht Ihre Spur hier also nicht in der Vergangenheit. Vielmehr findet der komplementäre Gedanke des vermeintlich Kontextuellen seine Ordnung im Inneren und der gelebten Vielfalt. Der Kontext wird also nicht in der unmittelbaren Umgebung, sondern im Naheliegenden gefunden. Der bereits aufgespannte Rahmen bildet die Grundlage, die baulich den Nähten zur Umgebung folgt und mit ihrer Dreiteilung einen inneren Freiraum umschließt an dem auch die Zugänge zu den Häusern liegen. Diese Form der Allmende, die klare Struktur der Siedlung und der innere Reichtum an abwechslungsreichen Wohnformen ist dann auch hier Basis für die Vielfältigkeit und Lebendigkeit. Es ist ein Stadtarchipel, ein ”aufgebrochener” Blockrand, der mit seinen Öffnung nach außen greift, nach innen einlädt und mit seiner Porosität bewusst zu den Nachbarn übergreift.

      • Anders gewohnt

        Eine pluralistische Öffentlichkeit bedeutet nicht zu wissen, was alle wollen. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit Ökologie und Ökonomie bis zur Resilienz des Systems Wohnen sind zentrale gliedernde Elemente. Auf einem metabolistischen Ansatz aufbauend bildet hier die Semantik des Wohnens somit dann deren variable Syntax. Auf einem Modul von 3,40 m x 3,40 m (ca. 11,00 m2) und einem durchdachten Fertigungsgrad wird eine Kombinatorik eröffnet, die der erkennbaren gesellschaftlichen Entwicklung im Zusammenleben gerecht wird. Im übertragenen Sinn ist es das ”geborgte” Zimmer, das je nach Familien- bzw. Beziehungsstatus dazu oder abgebucht werden kann. Diese modulare Einfachheit bietet zudem einen hohen Anpassungsgrad auch im Bezug auf Käufer- oder Mieterwünsche. In einem groben Rhythmus von 44m2, 55m2, 66m2… etc. sind Adaptionen in nahezu alle Dimensionen erreichen. Der verglaste Loggienraum pro Wohnung dient ebenso als zusätzliches Pufferzimmer. Die vorgeschlagenen Prototypen sehen hier eine Mischung aus ”durchgesteckten” und ”längs zonierten” Grundrissen vor.

        Ausdruck - Materialität - Energie

        Nicht im Optimieren von Vorstellungen und Vorschriften liegt die beidseitige Ökonomie von Käufer und Anbieter viel mehr liegt diese in der Systematik des Bauens und der Bauzeit. Die aussteifenden Stiegenhäuser und die STB- Decken bilden das Grundgerüst dieses variablen Skeletbaus. Vorgefertigte sich permanent wiederholende Geilinger-Stützen bzw. Promat verkleidete Stahlstützen bilden die zweite Ebene, die dann in der dritten mit Gipskartonwänden den flexiblen und schnellen Anpassungsgrad definieren. Ein reaktionsfähiges Schachtsystem entlang der Mittelachsen unterstützt diese Absicht. Die kompakte Grundkonfiguration der drei Gebäude lässt, die die Passivhaus Plus Strategie kompromisslos umsetzen.

        Das äußere Erscheinungsbild folgt der inneren Logik. Der weiße Beton-Grid wirkt als Exoskelett, die zurückgesetzten Füllungen bilden mit den Fenstern und den vorverputzten Trägerplatten einen kontrastierenden Antagonisten.