Volksschule und Doppelturnhalle Au

Gemeinde Au

6883 Au, AT

Bildung

2020

Ankauf EU-weiter Wettbewerb

      • Synthese lernen und lehren

        Eingebettet zwischen der Bregenzer Ache und der steil ansteigenden Felswand am Schrecken bildet eine leichte Landschaftsmulde mit der nach Süden abschließenden Bestandschule einen konsolidierenden Ort der Identifikation. Räumlich aufgeladen wird dieser topografische Vorzug durch einen geschosshohen Versatz des Geländes, der die Landschaft hier beinahe mittig zoniert. Einem monolithischen Solitär gleich schiebt sich die neue eingeschossige Volksschule mit darunterliegender Turnhalle in diese Kante und verfestigt dadurch diese Lesbarkeit der Freiräume. Dabei bleibt der östliche höher gelegene Bereich der NMS als Pausenfläche erhalten. Von einem zentralen Eingangsvorplatz der beiden Schulen werden die tiefergelegenen Außenpausenflächen der Volksschule erreicht, die auch unmittelbar aus dem Gebäude erschlossen werden können. Diese Höhendifferenz kultiviert nicht nur die fußläufige Vernetzung am Gelände, sie stärk den Campusgedanken ebenso wie innenräumlichen Qualitäten des Kindergartens, der nun neben den eigenen Gärten im Süden auch die Pausenflächen der Volksschule mitnutzen kann. Die Sportflächen schließen in diesem Kontext als eigene Bereiche im Westen den Campus ab.

        Raum lernen und lehren

        Wie sich in den Außenräumen die übergreifenden Nutzungen der Schulen aber auch der Öffentlichkeit präzise sammeln, so gliedern sich in gleicher Gewissheit die inneren Raumsequenzen des Neubaus. Vom gemeinsamen Vorplatz der Schulen wird die zentrale Garderobe der neuen Volksschule ebenso unmittelbar erreicht wie der Mehrzweckraum. Eine mittlere Raumschicht ist entlang zweier eingeschossiger Patios den Lehrerräumen und den Ausweich- sowie Therapieräume zugeordnet. Flankiert wird diese Folge mit Lehrräumen an deren Gebäudeecken gleich Nestern die beiden drei klassigen Schulcluster mit je einer erhöhten Lernlandschaft ruhen.

        Unmittelbar von der Garderobe des Eingangsgeschosses werden die Räume der Turnhalle erreicht. Im darunterliegenden Geschoss liegen das zentrale Foyer und die Galerie mit Blick über die gesamte Halle selbst. Auf dieser Ebene befindet sich nicht nur der die ebenerdige, konditionierte Verbindung zur NMS sondern auch der schulunabhängige, externe Zugang zur Doppelturnhalle. Die Infrastruktur des Sports auf Hallenniveau geht fließend in die sieben Meter hohe, teilbare Halle über, deren großzügige Verglasungen im Trägerbereich die Beziehungen zu den umgebenden Frei- und Sportflächen öffnen.

        Natur lernen und lehren

        Permeabilität und die Nutzung des Regenwassers ist übergeordneter Teil ein Gesamtkonzepts um natürliche Ressourcen als integrativer Bestandteil der technischen Infrastruktur zu ergänzen. Die Freiflächen sind von unterschiedlich breiten, wassergebundenen Wegen und Plätzen mit Verweilflächen durchzogen.

        Farbenfrohe Wildstaudenblüten, Kraut-, Strauch- und Baumschichten mit unterschiedlichen, ortsüblichen Verwandten bilden durch ihre Blüten, Früchte und Färbung einen wechselnden, diversen Filter und stärken so die Biodiversität des Campusaußenraums. Über die zentrale Stiege der Volksschule nahe der Garderobe erschließt sich ein erweitertes pädagogisches Angebot. Die Dachterrasse der eingeschossigen Schule folgt den didaktischen Zielen eines sinn- und maßvollen Umgangs mit der Natur und deren Ressourcen. Neben einer Wetterstation bieten kleine Gewächshäuser, Hochbeete und andere Lehrgärten die Möglichkeit das Gedeihen zu beobachten und zu pflegen und andere Agrartechniken wie mit Urban-Farming können hier unmittelbar erfahren werden.

      • Architektur lernen und lehren

        Atmosphärische Dichte ist wesentlicher Anspruch an räumliche Erfahrung und Wiedererkennbarkeit. Der monolithische Beton des Äußeren kokettiert hier bewusst mit der gegenüberliegenden Felswand, ist Teil eines ambivalenten Verständnisses von Natur und geht artifiziell in sie über. Die innere Durchlässigkeit von Licht und die Porosität der Räume eingearbeitet in der wohnlichen Aura der heimischen Hölzer vermittelt diese räumliche Konsistenz. Die Eingeschoßigkeit der Schule negiert die eigene Selbstermächtigung und wird so integrativer Bestandteil einer gesamt gedachten Campuskomposition, die sich mit den umgebenden Naturräumen verschränkt.

        Technischer Epilog

        Für das Personal stehen östlich am Gelände verteilt 30 PKW Stellplätze zur Verfügung. Der Pausenbereich der NMS bleibt bis auf die Umkehrschleife des Schulbusses verkehrsfrei. Bei Großveranstaltungen kann dieser freie Platz durch zusätzlich 30 PKW Stellplätze ergänzt werden. Zirka 80 Fahrradunterstellplätze sind ebenfalls dem Zentrum und den Randbereichen des Campus zugeordnet.

        Das gesamte Projekt der Volksschule und Doppelturnhalle ist auf Grund seiner Kompaktheit Flächen- und Energieeffizient. Die Erschließungs- und Aufenthaltsflächen können dank der guten Tageslichtsituation und der reduzierten Brandschutzanforderung auf Grund der einfachen Fluchtwegemöglichkeiten einer optimalen Nutzung zugeführt werden. Die gesamte Umsetzung der Gebäudetechnikentspricht dem Standard des optimierten Kommunalgebäudeausweises unter Berücksichtigung integrierter Prozesse wie oben beschrieben. Dazu gehört auch der Einsatz von Biomasse und die Unterstützung durch Photovoltaik am Dach. Die präzise gesetzten Fensterfronten sind in vielen Bereichen des Gebäudes Teil eines Querdurchlüftungssystem zur nächtlichen Nachkühlung. Die mittige Haustechnikzentrale im Untergeschoss garantiert einfache Verteilersysteme. Durch die gewählten Maßnahmen entsteht ein robustes, langfristig gut nutzbares Gebäude mit hohem Gebrauchswert, relevanter Wirtschaftlichkeit, bedeutender Energieeffizienz sowie nachhaltiger räumlicher, architektonischer und didaktischer Wirkung.

        aus dem Jurybericht

        "... Das Projekt verfolgt den eigenständigen Ansatz eines zum Schulhof hin eingeschossigen Pavillons mit eingeschnittenen Belichtungshöfen. Die Eingangssituation kommt gegenüber des Schuleinganges der neuen Mitteschule gleichwertig zu liegen. Ein großzügiges Foyer|Aula öffnet das Schulgebäude zum Vorplatz hin. Die Grundrisse des Clustergeschosses sind übersichtlich und attraktiv organisiert. Die beiden Patios erlauben eine angenehme Belichtung der innenliegenden Zonen.
        Die darunterliegende Turnhalle ist tief abgesenkt und bedingt eine Anpassung an den verrohrten Bach, die bautechnisch aufwändig erscheint.
        Die Absenkung der Turnhallen hat allerdings auch negative Konsequenzen für die Belichtung der Hallen zumal die konstruktive Höhe der Träger nicht ausreichend dimensioniert ist. Die starke Absenkung der Halle wird aus Gründen der räumlichen Qualität und der Wirtschaftlichkeit des Projektes äußerst kritisch gesehen. Die Notwendigkeit der Nutzung der Dachflächen und die damit verbundenen Mehraufwände wurden kontroversell diskutiert. Der architektonische Ausdruck des Baukörpers wird als nicht ausreichend referenziell gegenüber dem Ort beurteilt. "