Wohnbebauung Monte Laa am Laaerberg Wien
SEG Stadterneuerungs- und Eigentumswohnungsges.m.b.H.
1110 Wien, AT
Wohnbau
2002
Preisträger Bauträgerwettbewerb / Gutachterverfahren
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Freiraumorganisation und Gestaltung
Ziel ist die Schaffung eines Freiraumgerüsts, das den Ansprüchen an vielfältig nutzbare, in weiten Bereichen nutzungsoffene Freiräume gerecht wird, in geeigneter Weise auf die vorgegebene Bebauungsstruktur reagiert, eine Ergänzung des vielfältigen Freiraumangebots der Umgebung (Laaer Wald, Alfred-Böhm-Park u.a.) darstellt, sich durch größtmögliche landschaftliche Authentizität auszeichnet und auch siedlungsökologischen Ansprüchen genügt. Vorrangig waren dabei die Ansprüche der geringer mobilen künftigen BewohnerInnen (Eltern mit Kleinkindern, Jugendliche bis 12 Jahren, ältere und behinderte Menschen) an block- und siedlungsbezogene Freiräume zu berücksichtigen. Aus diesem Grund ergänzen blockbezogene Kleinkinderspielbereiche, Jugendtreffs und Platzsituationen eine Folge verschiedenster Bewegungs-, Spiel- und Aufenthaltszonen entlang einer bauplatzübergreifenden öffentlichen Freiraumachse als funktionales Rückgrat des großzügigen Außenraumsystems.
Nutzungsoffenheit
Auf die Belegung einzelner Teilflächen durch spezifische vorgegebene Freiraumnutzungen wird weitestgehend verzichtet. Primär wird ein, durch Raumgrenzen und Oberflächen bestimmtes vielfältiges Angebot an Freiraumsituationen als Angebot an die künftigen Mieter formuliert. Auf die Ausbildung reiner "Abstandsgrünflächen" kann weitestgehend verzichtet werden.
Reaktion auf hohe Durchlässigkeit der Bebauungsstruktur
Die vorgegebene Bebauungsstruktur zeichnet sich wesentlich durch eine hohe Durchlässigkeit und Durchgängigkeit auf Erdgeschoßniveau aus. Auch im Freiraumbereich kommt dem landschaftlichen Kontinuum ein zentraler Stellenwert zu. So bekommt die Freiraumfigur, die sich auch über den angrenzenden Bauplatz 8.2 erstreckt, durch einen durchfließenden hainartigen Baumraster räumlichen Zusammenhalt. Die Bäume, die in ihrer Artenwahl den einst hier standortgemäßen eichendominierten Laubmischwald zitieren (Flaumeichen, Zerreichen, Linden, Ahorn u.a.) geben auch den weiten Mietergartenzonen, die durch Hainbuchenhecken einheitlich von den angrenzenden halböffentlichen und öffentlichen Freiraumbereichen abgegrenzt werden, räumlichen Zusammenhalt.
Schwellensituation zum angrenzenden Grünzugssystem
Ein zentraler Stellenwert kommt der kurzen fußläufigen Anbindung des neuen Wohnquartiers an den anliegenden Grünzug zu, der nicht nur eine wichtige übergeordnete Freiraumachse darstellen soll, sondern auch der funktionalen Anbindung des Wohngebietes an die umgebenden Erholungsbereiche, insbesondere den Laaer Wald, darstellt. Gleichzeitig galt es aber auch, das siedlungsteilbezogene Freiraumsystem klar von diesem räumlich-funktional abzusetzen, also klare Tor- und Schwellensituationen zu formulieren. Vermittelnde Funktion kommt in diesem Zusammenhang dem vorgedehenen Terrassencafé zu, das einerseits sich zum Siedlungsfreiraum mit einer Terrassenfläche öffnet, andererseits ein Geschoß höher an die gebäudevorglagerte öffentliche Plaza anbindet.
Transparenz und Übersichtlichkeit
Zur Vermeidung der Ausbildung von Angsträumen sowie zur Wahrung der Funktion der Erschließungszonen als informelle Kontakt- und Begegnungsräume wird - abgesehen von den die Mietergärten fassenden Hecken - von raumabgrenzenden Strauchpflanzungen, Mauern und Pergolen im Außenraum bewußt abgesehen, ohne dabei auf die Ausbildung eines klaren Raummusters zu verzichten. Die Öffentlichkeit bzw. Halböffentlichkleit der Außenräume ergänzt die Privatheit der Wohnungsbereiche, Mietergärten und der Dachterrassenzonen als private Rückzugsorte.
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Pflegeextensivität
Auf eine gartenkünstlerische Inszenierung des Freiflächensystems wird bewußt verzichtet. Die Wahl der Gestaltungsmittel ist zurückhaltend und ortsbezogen. So durchziehen als naturhaftes Grundgerüst Wiesenstücke das Freiraumsystem, wobei in Reaktion auf die artikulierten Nutzungsansprüche über die Flächenpflege (Häufigkeit der Mahd) zwischen rasenähnlichen, als Bewegungs und Aufenthaltsbereich nutzbaren Bereichen einerseits und extensiven, mehr- bis zweimahdigen naturhaften, bunten Blumenwiesen andererseits differenziert werden kann. Dieses Pflege- und Nutzungsmuster ist variierbar, ohne daß dadurch das Kontinuum der ”fließenden” durchgehenden Wiesenstücke gebrochen wird.
Spielmulde und Rasenrampen
Als besonders Angebot erweitert sich ein Jugendspielraum in Form einer tiefer gesetzten, stegüberspannten Spielmulde in den Außenraum. Rasenrampen als vielfältig bespielbare Aufenthalts- und Bewegungszonen stellen weitere nutzungsoffene Freiraumattraktionen mit bewußter Nutzung der neu geschaffenen Topographie dar.
Überdachte Freiraumzonen
Um die Allwettertauglichkeit sowie auch Windgeschütztheit der angebotenen Spiel- und Aufenthaltsbereiche zu gewährleisten, werden diese örtlich bis unter das Gebäude gezogen und stellen in diesem Sinn einen „überdachten Freiraum“ i.e.S. dar, an den ein intimes Gartenzimmer im Nordosten räumlich anbindet.
Nutzung der Dachflächen
Das Freiraumgerüst setzt sich auch auf die Dachflächen fort, wo von privaten Terrassen der eindrucksvolle Blick vom Laaerberg über die umgebende Stadtlandschaft ein wesentliches wertbestimmendes Kriterium darstellt.
Bepflanzung künstlicher Oberflächen
Um die vorgesehenen Baumpflanzungen auch über der darunter liegenden Garagendecke zu gewährleisten, werden beim Bodenaufbau die diesbezüglichen Richtlinien hinsichtlich Überdeckungshöhe und Bodenaufbau der MA 22/MA 42 eingehalten. Lediglich im Bereich der optionalen Straßenüberplattung, die einer Erweiterung der Mietergartenzone Raum gibt, wird von Großgehölzpflanzungen Abstand genommen.
Siedlungsökologie
Das künftige Siedlungsgebiet stellt im Lee der Terrassenkante des Laaerberges eines der höchst staubbelasteten Gebiete Wiens dar. In diesem Sinn wird versucht, den Gehölzanteil mit der Funktion der Blattoberflächen als Partikelfallen und der Fähigkeit zur Bindung von Aerosolen zu maximieren, ohne dabei die möglichen Freiraumnutzungen einzuschränken bzw. die Wohnqualität durch zu hohen Schattendruck zu mindern. Die Erschließungsökonomie (Minimierung des Anteils versiegelter Flächen), die Ausbildung von Kleinplatzbereichen mit teilsickerfähigen Oberflächen (Wassergebundene Decken) bzw. das Vorsehen von breiten Rasenfugen auch in versiegelten Aufenthaltszonen sowie die Naturhaftigkeit der über weite Bereiche extensiv zu pflegenden Wiesenflächen sind, wie auch vorgesehene Vertikalbegrünungsmaßnahmen in den örtlichen Mauerzonen als Beiträge zeitgemäßer Siedlungsökologie zu sehen und tragen auch zu einer tendenziellen Verbesserung der mesoklimatischen Verhältnisse im Siedlungsverband bei (Luftkühlung und Luft-befeuchtung).