Wohnheim Olympisches Dorf Innsbruck

Innsbrucker Stadtbau GmbH

6020 Innsbruck, AT

Wohnbau

2011

3. Preis geladener Wettbewerb

      • Zur Lage

        1964 und 1976 wurde während der olympischen Spiele der Grundstein für wahrscheinlich eines der schönsten Ufer und Naherholungsgebiete Innsbrucks gelegt. Die Geschichte dieses Ortes ist, auch durch der Errichtung der Sternhochhäuser, von einem Geist des Fortschritts und an einen Glauben an die Zukunft geprägt. Dieser mutigen, aufklärerischen Ambition folgt auch der Entwurf des neuen Wohnheims Olympisches Dorf. Im Wesentlichen besteht das Konzept des Gebäudes in einem Solitär, einem Pavillon beginnend in acht Meter Höhe umspült von den Wipfeln der Bäume, der von der Geschoßigkeit der Gebäude der 70-iger Jahre des letzten Jahrhunderts deutlich abrückt und Distanz schafft. Das ”Freistellen” dieses kompakten Solitärbaukörpers und die Situierung am Grundstück sowie die bewusst gesetzten großzügigen Öffnungen im Gebäude reagieren sensibel auf die umgebende Parklandschaft und schaffen tiefe räumliche Verbindungen. Nur ein eingeschossiger ”hölzerner” Ausläufer unterfährt diesen Pavillon und bindet an die ”An-der-Lan-Straße” an.

        Zur Sache

        Der Pavillon selbst gleicht einem gestapelten, begehbaren Triptychon. Durch gezielte Einschnitte und Durchdringungen werden zwei übereinanderliegende Wohnbereiche mit je 20 Zimmer räumlich zusammengefasst und dreimal übereinander versetzt miteinander sichtlich verbunden. In den einzelnen Wohnbereichen ist die Qualität der Innenräume ungerichtet. Die Nordkette wird ebenso erlebnisreich erfahren wie das Innufer oder die östlichen und westlichen Parklandschaften der öffentlichen Innpromenade. Die ausgezeichnete Lagegunst und Aufenthaltsqualität wird durch diese Intervention nochmals gestärkt und verfeinert. Abgehoben in acht Meter Höhe spiegeln diese Bereiche außen die umgebenden Landschaften und die Bewegungen des Tages. Dem Glas und dem blank geglühten Blech der Außenhaut des Triptychons steht die tektonisch - haptische Oberfläche des Holzes im eingeschossigen Verbindungsbau zur ”An der-Lan-Straße” gegenüber. Auf Augenhöhe bildet dieses Material den Begleiter zum Eingang und den weichen Übergang zur Innpromenade. Am Ende dieses bestehenden Verbindungsweges befindet sich ein überdachter, durchlässiger Platz im Park. Er ist Kreuzungspunkt für Fußgeher und Radfahrer ebenso wie Treffpunkt für den Flaneur. Ein öffentliches Café sowie die Lichteinfälle der Durchdringungen des Triptychon kultivieren diese Aufenthaltsqualität.

        Zum Inhalt

        Eine wesentliche Herausforderung dieses stadtplanerischen ”Ausnahmefalls” liegt neben der Schaffung von qualitativ hochwertigen Außen- sowie Innenräumen in der Logistik dieses Gebäudes, die durch die Zäsur des Sammelkanals am Grundstück, am Übergang zur Promenade erschwert wird. Der eingeschossige ”hölzerne” Bau beginnt an der ”An-der-Lan-Straße” und endet am Platz unter dem Pavillon mit einem Café.
        Dieser Gebäudeteil ist funktional zweigeteilt. Im Osten entlang des Zugangs und der Notzufahrt liegen die Verwaltung und dienende Räume. Eine Aufweitung markiert den Eingang, den Empfang und die zentrale Erschließung.

      • Der westliche Bereich beginnt hingegen mit der Tiefgaragenzufahrt und einem Wirtschaftshof. Ihm folgen die Räume der Waschküche und der Restaurantküche, die wieder unmittelbar an die zentrale Erschließung anbinden. Vom zentralen Foyer erreicht man im ersten Obergeschoss - unmittelbar über dem Café - den Mehrzweckraum und die Kapelle. Dieser Bereich, ein gläsernes Verbindungsglied zum eigentlichen Wohnheim, bietet gute räumliche Verbindungen zu den öffentlichen Freiflächen des Platzes und der Promenade. Darüber liegt der Pavillon, das Triptychon. Sechsmal stapeln sich die Wohngruppen mit je 20 Zimmern, die durch ihre räumlichen Verknüpfungen miteinander verbunden sind. Die Terrassenbereiche wechseln innerhalb einer strengen Struktur über die Geschoße ebenso wie die Aufenthaltsbereiche, die in alle Himmelsrichtung verteilt und von unterschiedlicher Größe sind. Auch die Zimmer folgen dieser Absicht. Dadurch entsteht eine innenräumlich funktionelle Organisation, die attraktive und gut nutzbare Kommunikationsbereiche erzeugt und vielfältige Blickbeziehungen in räumlich hoher Qualität ermöglicht.

        Zum Verlauf der Kräfte

        Die Statik des Pavillons wird im Prinzip von acht 80 - 100 cm starken, zirka 8 Meter hohen Hochleistungsbetonsäulen (65/70) getragen. Diese Säulen sind im Erdreich in einem Ringfundament eingespannt und gehen in einen zirka 7,50 x 7,50 zweigeschossigen Stahlbetonträgerrost über, der durch einen umlaufenden Randträger verstärkt wird. Die vier weiteren Geschosse sitzen sozusagen ”leicht ” auf. Zwei aussteifende Kerne sorgen für Stabilität.

        Zum Feuer

        Jedes Geschoss des Wohngebäudes ist ein eigener Brandabschnitt und liegt unter 800 m2. Das Fluchtwegeniveau liegt bei 22 Meter und unter 32 Meter. Das Gebäude ist mit zwei Liften und zwei Stiegenhäusern, die eigene Brandabschnitte bilden, ausgestattet. Anstelle des durchgehenden baulichen Brandschutzes wird die kostengünstigere Variante einer automatischen Sprinkleranlage, die sowohl in der OIB 2.10 als auch in der ONR 22000 empfohlen wird vorgeschlagen und zahlreiche Vereinfachungen mit sich bringt. Neben dieser baulichen Vereinfachung wird auch die Alltags- und Gebrauchstauglichkeit der Wohngruppen entschieden erhöht, da Barrieren, wie Brandschutztüren und dergleichen entfallen können!

        Zum Freiraum

        Am Eingangsbereich an ”An-der-Lan-Straße” liegt vom Straßenraum zurückgesetzt ein kleiner öffentlicher Aufenthaltsplatz mit Bänken und drei mittelhohen Bäumen - ein Ort der Durchmischung. Entlang dem Geh-, Rad- und Zugangsweg liegen zwischen einladendenBlütenstaudenbepflanzungen, die den Eingang ankündigen, in unregelmäßigen Abstanden Ruhebänke. Der überdachte Platz beim Eintritt in die Innpromenade wird als Stempel in die Landschaft gesetzt. Er ist Sammler und Verteiler, ergänzt durch Café Terrassen und Spielflächen. Der Landschaftspark wird in seiner jetzigen Atmosphäre erhalten. Die Wegkreuzungen lehnen sich an die historischen Vorbilder des Landschaftsgartens an.