Zubau und Umbau Abt Pfanner Haus Langen bei Bregenz
Stiftung Abt Pfanner Haus
6932 Langen bei Bregenz, AT
Öffentlich
2014
2. Preis geladener Wettbewerb
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Zur Lage
Im Zentrum von Langen schichten sich die Geländeerhebungen am Fuße des Pfänderstocks zu einem ansehnlichen Plateau zusammen. Am östlichen Ende fällt diese Verflachung an einer Kuppe steil ab und bildet einen landschaftsräumlichen Abschluss. Auf dieser Anhöhe ruht gut eingebettet in das kommunale Gefüge der Gemeinde Langen das Pflegeheim ”Abt Pfanner Haus”. Das neue Haus folgt den nahezu ebenen Höhenlinien an dieser markanten Geländekante und geht mit dem Bestandsgebäude - besonders mit der Kapelle - eine respektvolle und integrative Symbiose ein. Die bestehende Hauskapelle mit dem weit sichtbaren Türmchen sowie die Kirche St. Sebastian sind Teil des kollektiven Gedächtnisses der Langener Bevölkerung. Die Kirche St. Sebastian liegt in der südwestlicher, greifbarer Nähe des neuen Gebäudes, das sich raumbildend mit der Volkschule und dem Pfarramt nach dieser richtet und einen Anger bildet. Durch die Situierung des Gebäudes am Grundstück und dessen Ausrichtung werden ausgeprägte ortsräumliche Bezüge geschaffen. Diese neu geschaffene Allmende ist aber auch Teil einer fußläufigen Sequenz von Öffentlichkeit im Zentrum von Langen, die den Dorfplatz mit den Freiflächen der Kirche, dem Friedhof und der Volksschule verbindet.
Eine große zurückgesetzte Öffnung im Erdgeschoss mit vorgelagerten Sitzbänken und integrierten Duft- und Fruchtgärten im Eingangsbereich und ein durchgrüntes Atrium im Zentrum des Gebäudes, das im Erdgeschoss die Blicke auf die fernen Landschaften des Bregenzerwaldes freigibt prägen die Struktur des dreigeschossigen Solitärs.
Diese Aufweitungen machen das Gebäude nach außen hin lesbar und lassen Natur und Licht tief ins Innere des Heimes drängen. Der Vorplatz fließt begleitet vom Pfarrsaal ins Innere zum zentralen Foyer und gibt den Blick frei auf die flachen Gehölze des Patioraumes Dieser terrassenartige Außenbereich ist landschaftsräumlicher Erlebnisraum und besitzt mit seinen Hochbeeten, Gärten und teilüberdeckten Aufenthaltsbereichen einen hohem Aufforderungscharakter. Kommunikative Rundgänge und gärtnerischen Aktivitäten der Bewohner treffen auf Aktivitäten im Pfarrsaal, die sich hier bewusst überlagern.
Zum Inhalt
Der Entwurf der Wohngemeinschaften folgt im wesentlichen dem Wunsch des Betagten und Dementen nach Licht, Orientierbarkeit und Abwechslung. Die Erschließung einer Gruppe erfolgt zentral. Man betritt ein kommunikatives, lichtdurchflutetes Raumkontinuum mit zahlreichen Ausblicken und Querverbindungen. Zentral liegt auch der Pflegestützpunkt. Von hier aus lassen sich die gemeinsamen Aufenthalts- und Bewegungsräume gut erfahren.
Ähnlich einem Möbel sind diese gemeinsamen Zonen flexibel ausgestattet, sollen Anpassungen und Mehrfachnutzungen zulassen ohne die nach außen gerichtete Privatheit der Zimmer zu beeinträchtigen. Den Aufenthaltsbereichen sind großzügige Terrassen mit eindringlichem Blick auf St. Sebastian vorgelagert. Von hier aus lassen sich auch gut Besucher erspähen.
”Der Weg ist das Ziel” - Spaziergänge um die Patio sind begleitet von den zahlreichen Blicken zum Nachbarn und den verschiedensten Aktivitäten im Haus. Dem Bewegungsdrang des demenziell Erkrankten werden so abwechslungsreiche Rundgänge und ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit ermöglicht.
Dieser halböffentliche Charakter wird durch die Flexibilität der Möblierung und des Ortes im Haus begünstigt. Es ist ein unverschlossener Umgang mit Raum, der sich an die unterschiedlichsten Bedürfnisse im Tagesablauf der Bewohner anpassen lässt. Offenheit, Transparenz, kurze Wege und funktionelle Übersichtlichkeit schaffen Möglichkeitsräume, die Vertrautheit und Entspannung sowie Aktivität und sozialen Kontakt erlauben und die Vielfalt des Zusammenlebens zulassen.
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Zum Bauen
In der ersten Phase wird das Gebäude der Pfarr- und Schwesternwohnungen abgerissen. In der nächsten Phase wird ein L- förmiger nicht unterkellerter Bauteil mit 20 Bewohnerzimmer und einer angemessene Infrastruktur fertiggestellt. Der hohe Vorfertigungsgrad garantiert dies innert 12 - 14 Monaten. Der Baufortschritt lässt sich gut von den bestehenden Zimmern aus ”überwachen”. In der dritten Phase werden nach erfolgtem Umzug das Dach und der Boden des bestehenden Hauptgebäudes im zweiten Obergeschoss teilentfernt und durch einen Leichtbau auf der bestehenden Statik mit entsprechender Raumhöhe ersetzt. Die Geschosse darunter inklusive der beiden Kellergeschosse bleiben bestehen und werden nur funktional angepasst. Die bauliche Lücke in den Obergeschossen wird zu guter Letzt zu einem Atrium geschlossen. Die Fassade des Bestandes erhält einen neuen Schirm.
Die äußere Hülle des letztlich fertiggestellten Gebäudes wird vom Spiel und der Tektonik stehender und liegender Holzelemente geprägt. Die inneren, warmen, haptische Materialen korrespondieren mit den äußeren. Die klassische Stahlbetonskelettbauweise und die vorgefertigten Außenwandelemente in Holzleichtbauweise unterstützen diese Absicht. Die hinterlüftete stehende Außenschalung wird nachhaltig aus Rift- und Halbriftbrettern der unbehandelten Weißtanne gebildet. Die in hohem Maß vorgefertigten geschoßhohen seriellen Außenwandelemente der Zimmer mit integrierten Passivhausfenstern ermöglichen eine schnelle Montage und eine kurze Bauzeit.
aus dem Jurybericht
"... Das Konzept zeigt einen sensibel gesetzten, dreigeschossigen neuen Baukörper auf den bestehenden Untergeschossen. Die Kapelle ist an den Baukörper angelehnt und beinhaltet neben dem eigentlichen Sakralraum auch den bestehenden Bettenlift und weitere Funktionsräume. Der neue Baukörper erzeugt zusammen mit der Schule und dem Pfarrhaus einen ortsräumlich anspruchsvollen Platz. Der Hauptzugang erfolgt von diesem Platz aus. Im Erdgeschoss öffnet sich der Raum – sowohl als Atrium in vertikaler als auch in horizontaler Richtung und generiert somit eine vielfältige Außen- und Innenkonfiguration, folgerichtig zu den attraktiven Ansichtsseiten orientiert. (Osten, Süden) Der Pfarrsaal ist gut angeschlossen und ist konfliktfrei in den Gesamtkomplex
integriert. Die beiden Pflegegeschosse sind identisch in ihrer Grundrissstruktur. Die Atriumlösung erzeugt akzeptable Funktionszusammenhänge sowohl für die Bewohner, als auch für das Pflegepersonal. Die teilweise Orientierung nach Innen (Atrium) erzeugt eine gewisse Hermetik im positiven Sinne. Die Wohngruppe-Aufenthaltsbereiche orientieren sich sowohl nach innen als auch zum Platz (und somit zum Dorf). Der Umgang mit der zu erhaltenden Kapelle samt Glockenturm vermag grundsätzlich nicht zu überzeugen. Als ungeliebter Annex ist die Bestandserhaltung sehr fragwürdig interpretiert. Die Übernahme des bestehenden Bettenliftes im Glockenturm ist zwar funktional verständlich, jedoch nicht im Sinne einer konsequenten Haltung zum Thema. Die beiden Baukörper treten kaum in einen interessanten Dialog sondern behindern sich gegenseitig. Die Gestaltung des neuen Baukörpers als holzverschalte Struktur ist anspruchsvoll und integriert sich mit eigenständiger Aussage in den Ortsraum mit seinen Bestandsobjekten. Die geforderte Etappisierungsmöglichkeit ist nachgewiesen."